Neugier wird Wissensdurst

Erfolgstraining an 365 Tagen im Jahr: Die aus Japan stammende Kumon-Lernmethode will Kindern und Jugendlichen den Spaß am Lernen zurück geben – ausgerechnet mit Matheaufgaben

Kindliche Neugier – beim Spielen und in der Freizeit ist das der Antrieb, um Neues zu erlernen. Doch mit dem Eintritt in die Schule wird der zu bewältigende Lernstoff oft als Last empfunden. Faulheit, Langeweile macht sich breit. Lernen und Spielen sind auf einmal zwei Paar Schuhe.

Die japanische Selbstlernmethode KUMON will die natürliche Entdeckungsfreude wieder aufwecken und das individuelle Potenzial jedes Menschen anregen. Begründer und Namensgeber der Lernmethode ist der Mathematiklehrer Toru Kumon. Der Vater von zwei Söhnen entwickelte vor 50 Jahren spezielle Aufgabenzettel mit denen seine Kinder das Rechnen selbständig üben konnten: „Alle Kinder haben die Gabe, viel mehr zu lernen, als manche Eltern ihnen zutrauen.“ Toru Kumon stellte heraus, dass ein wesentlicher Bestandteil der Methode aber auch das Interesse und die Bestätigung der Eltern beim Lernprozeß ist – auf die elterliche Unterstützung ist auch die Kumon Schule angewiesen.

Der Japaner legte damals den Grundstein für das umfassende Lernsystem. Mathematik ist das zentrale Instrument, mit dem die Kinder Lernen lernen. Seitdem wird Kumon in 45 Ländern weltweit praktiziert. Aufbauend auf Rechenaufgaben verzichtet das Lernsystem auf Geometrie und Textaufgaben. Es geht um das Suchen und Finden von Lösungen durchs Rechnen. Laut der Kumon-Philosophie wird dadurch Kreativität und Problemlösungsfähigkeit gefördert, die sinnvoll in allen Lebensbereichen und Fächern eingesetzt werden kann. Neben einer besseren Rechenfertigkeit sollen so auch Fähigkeiten wie Zielstrebigkeit, Selbstvertrauen und Gelassenheit entwickelt werden.

In Deutschland gibt es seit 1983 45.000 Kumon-SchülerInnen in über 130 Schulen, NRW übernimmt eine Vorreiterrolle. Düsseldorf ist mit 141 Schülern das größte Lernzentrum.

Das Lernangebot ist für Kinder ab drei Jahren geeignet und wird vereinzelt auch von Erwachsenen genutzt. Ein bis zwei mal wöchentlich treffen sich die Kinder in den Lernzentren für 20-40 Minuten mit ihrem sogenannten „Instructor“. Der Anleiter unterstützt durch eine zuverlässige Lernfortschritts-Prognose den Schüler bei der Entwicklung eines eigenen, sinnvollen Lernpensums. „Die Schüler sollen sich die Zeit nehmen, die sie brauchen“ sagt die „Area-Supporterin“ Heike Forster von der KUMON Deutschland GmbH in Düsseldorf. Im Vordergrund der Methode stehe die Selbsterarbeitung des Lernstoffes durch das Kind: Das tägliche Üben einer kleinen Lernmenge von zehn bis maximal 30 Minuten. Mit Hilfe der Aufgabenblätter soll so nicht nur die Rechenfähigkeit gesteigert werden, sondern auch das allgemeine Konzentrations- und Lernvermögen. Die Wiederholung von Aufgaben soll eine spielerische Beherrschung der Inhalte mit sich bringen. Und die dadurch erworbene Sicherheit fördert dann das Selbstvertrauen und die Konzentration des Lernenden, meint auch Kumon-Mitarbeiter Marco Martinez: „Die Individualität eines Menschen spiegelt sich in den Inhalten des Materials, in der Arbeitsmenge und dem notwendigen Zeitaufwand zur Aufgabenbewältigung wieder.“

Laut Kumon Philosophie hat Leistung mit Genauigkeit und Schnelligkeit zu tun – aber auch mit Spaß am Lernen. Das glaubt auch Heike Foster: „Der Sinn von Kumon besteht darin, dass Kinder mehr Freizeit haben und die Schule nicht zur Qual wird.“ALEXANDRA GOJ