: Erstes Öl geborgen
Mit neuer Technik versuchen Experten das Wrack der „Prestige“ leer zu pumpen. Aktion unterbrochen
MADRID taz ■ Spaniens Erdölkonzern Repsol ist es am vergangenen Samstag erstmals gelungen 300 Tonnen Schweröl aus dem Wrack der Prestige zu holen. Dies teilte Spaniens Vizeregierungschefin Maria Teresa Fernandez de la Vega in Vigo mit. Der Tanker war im November 2002 vor der nordwestspanischen Atlantikküste untergegangen. Die beiden Wrackteile liegen in über 3.800 Meter Tiefe.
An Bord befinden sich noch immer mindestens 13.000 Tonnen Schweröl. Ursprünglich betrug die Ladung 77.000 Tonnen. Der Unfall der Prestige vor der so genannten Costa da Morte, der Todesküste, verursachte eine der größten Umweltkatastrophen, die Europa je gesehen hat. Mehr als 1.000 Kilometer Küste wurden verseucht.
Nachdem die Alternative, das Schiff in einen Betonsarkophag zu hüllen, verworfen worden war, setzt Repsol zur Bergung des Öls jetzt eine völlig neue Technik ein. Noch nie wurde in einer so großen Tiefe ein Wrack geleert. Mit einem Mini-U-Boot wurde ein Loch in die Wand des Wracks geschnitten. Daran wurde ein riesiger Metallbehälter angeflanscht. Das Öl strömt durch seinen eigenen Auftrieb langsam in den langen, zylinderförmigen Behälter. 15 Stunden dauerte es, bis die ersten 300 Tonnen an die Oberfläche gebracht werden konnten. Dort wird das Schweröl in ein Tankschiff umgefüllt. Die Kosten für diese Aktion werden auf rund 100 Millionen Euro geschätzt.
Die Bergungsarbeiten mussten wegen schlechten Wetters mehrmals verschoben werden. Und das, obwohl die Zeit drängt. Denn Umweltschützer befürchten, dass das Wrack immer unstabiler wird. Sollten die Tanks platzen, würde dies eine neue Ölpest verursachen.
Die Spezialisten von Repsol glauben, den Wettlauf mit der Zeit gewinnen zu können. „So Gott will, sind wir mit den Arbeiten im Herbst fertig“, versicherte am Wochenende Vizedirektor Miguel Angel Remiro.
Doch am Sonntag mussten die Arbeiten erst einmal wieder unterbrochen werden. Einer der vier tauchenden Roboter wurde auf Geheiß der Madrider Regierung abgezogen. Er soll bei der Bergung von Opfern des Atlantiks helfen. Aus dem Wrack eines am letzten Mittwoch vor der Todesküste untergegangenen Fischerbootes müssen fünf Leichen geborgen werden. Diese sollen sich in 80 Meter Tiefe befinden. REINER WANDLER