: Naturverbunden
Die internationale Fachtagung „Perspektiven des Grünen Bands“ findet am 15. und 16. Juli in Bonn statt. Veranstalter ist das Bundesamt für Naturschutz. Ansätze für die hier zu diskutierende internationale Zusammenarbeit und Vernetzung der Flächen gibt es bereits in vielen Regionen. Etwa an der finnisch-russischen Grenze, beim Ostseeschutz, in den Nationalparks Bayerischer Wald, Sumava, Thayatal an der tschechisch-österreichischen Grenze oder in den Marchauen zwischen Österreich und der Slowakei. Am Neusiedler See arbeiten Österreicher mit Ungarn, im hochalpinen Triglav-Nationalpark Italiener mit Slowenen.
Das Grüne Band durch Deutschland ist 1.393 Kilometer lang. Es umfasst den fünfzig bis zweihundert Meter breiten Streifen zwischen Kolonnenweg und ehemaliger Staatsgrenze und benachbarte Flächen. Mit 177 Quadratkilometern ist es etwa doppelt so groß wie die Insel Sylt. Die kürzlich abgeschlossene Kartierung hat 109 Biotoptypen erfasst – knapp die Hälfte der Fläche besteht aus gefährdeten Biotopen. Die Bestandsaufnahme hat zahlreiche gefährdete Arten ermittelt, darunter auch einige vom Aussterben bedrohte. Beispiele: Biber und Fischotter breiten sich von den Gewässern am Grünen Band wieder nach Norddeutschland aus. Vogelarten wie Braunkehlchen, Neuntöter und Dorngrasmücke finden in den Wald-Offenland-Bereichen Rückzugsgebiete. In größeren Waldgebieten brüten Schwarzstorch und Großer Brachvogel.
85 Prozent der Fläche sind relativ intakte Naturräume. 150 Naturschutzgebiete decken 28 Prozent der Fläche ab. Das Grüne Band kann aber nur unzerstückelt als Biotopverbundachse wirken. 15 Prozent der Fläche sind beeinträchtigt oder zerstört. Vor allem durch die Umwandlung von Brachen in Intensivgrünland, den Umbruch von Grünland zu Äckern und den Bau von Straßen. Wegen fehlender Rechtssicherheit ist das Grüne Band weiter von Zerstückelung bedroht.
Das betrifft auch die in Bundesbesitz befindlichen Flächen, immerhin 65 Prozent der Gesamtfläche. Aufgrund des Mauergrundstückgesetzes von 1996 werden immer noch Grundstücke auf dem freien Markt verkauft.
Mit dem Kauf von Flächen privater Eigentümer sichert die Umweltorganisation BUND sensible Abschnitte für den Naturschutz. Finanziert werden die Grundstückskäufe durch Spenden. Zum Nennwert von 65 Euro gibt es sogar eine Aktie. Rund fünftausend Aktionäre haben bereits gezeichnet. Infos: www.dasgruene band.info.
Ein 17 Kilometer langer Wanderweg im thüringischen Abschnitt des Grünen Bands wurde Ende April eingeweiht. Der Grenzlehrpfad führt auf dem ehemaligen Kolonnenweg von Wenigentaft nach Geisa. Die Gedenkstätte Point Alpha (siehe Text) bei Rasdorf in Osthessen ist eine Station am Weg. Einen zweiteiligen Radwanderführer entlang dem Grünen Band von Lübeck bis Hof hat Klaus Buchin verfasst. Infos und Bestellung: www .lebensstreifen.de
Infos und Materialien: BUND-Projektbüro Grünes Band, Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg. Fon: (09 11) 818 78 17. E-Mail: L.Geidezis@lfg.bund-naturschutz.de. ULRICH GROBER