Wüstenstreit um Öl

Obwohl das eine UN-Resolution verbietet, beutet Besatzer Marokko die Bodenschätze in der Westsahara aus

MADRID taz ■ Der Konflikt um die von Marokko besetzte Westsahara verschärft sich. Seit Mitte Mai sucht die britisch-amerikanische Ölfirma Wessex Exploration rund um El Ayun in der ehemaligen Kolonie Spaniens nach Erdöl. „Das verstößt gegen internationales Recht“, beschwert sich Jamal Zakari, Sprecher der Befreiungsbewegung Polisario. Dem gibt auch die UNO Recht: Die seit 1976 besetzte Westsahara ist ein 266.000 Quadratkilometer großes nicht autonomes Gebiet, dessen Entkolonialisierungsprozess andauert. Eine UN-Resolution vom 1997 verbietet alle wirtschaftlichen Aktivitäten. Die Besatzungsmacht Marokko stört das nicht. Seit Jahren sucht die staatliche Erdölgesellschaft Onarep – König Mohamed VI. ist direkt beteiligt – nach Öl. Lizenzen besitzen auch der US-Ölgigant Kerr-McGee und die französische TotalFinalElf. „Mit der Vergabe von Schürfrechten will Mohamed VI. politische Unterstützung für die widerrechtliche Besetzung erhalten“, so Zakari.

Die von der Polisario geführte Exilregierung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (Dars) versucht mit der australische Firma Fusion gegenzuhalten. Fusion soll nach der Unabhängigkeit der Westsahara drei Erdölfelder ausbeuten dürfen, suchte deshalb im angrenzenden Mauretanien nach Öl und Gas. Die geologischen Gegebenheiten gleichen denen der Westsahara. Deshalb glaubt das Unternehmen, dass sowohl die küstennahen Gewässer im Atlantik als auch das Festland reich an Vorkommen ist. In Mauretanien wird die Produktion demnächst anlaufen. Bisher war die Ausbeutung zu teuer, doch der ständig steigende Rohölpreis lässt auch komplizierte Vorkommen rentabel werden.

Nicht zum ersten Mal vergreift sich die Besatzermacht Marokko an den Reichtümern der Westsahara. Im Nordosten wird Phosphat abgebaut, jahrelang hat Marokko die Fangrechte der fischreichen Gewässer an die EU verkauft. Ausgerechnet die Boote des Exkolonialherrn Spanien warfen dort ihre Netze aus.

Der Streit ums Öl ist nur der Anfang. Denn Untersuchungen zeigen, dass weitere wichtige Rohstoffe im Wüstenboden schlummern – neben Edelsteinen auch Titanium-, Mangan-, Uran- und Vanadiumvorkommen. Wissenschaftler vermuten, dass die Westsahara die größten Vanadiumreserven – ein Übergangsmetall zur Stahlveredelung – birgt. REINER WANDLER