Müller für Studiengebühren

Die Hochschulrektoren-Konferenz hat über das Bezahlstudium abgestimmt: 70 waren dafür, 12 dagegen, acht enthielten sich. Und der Bremer Uni-Rektor Wilfried Müller?

taz: Herr Müller, gehörten Sie zur Gruppe der Gegner oder zur großen Gruppe der Befürworter von Studiengebühren?

Wilfried Müller: Ich habe diese Woche für den Antrag der Hochschulrektorenkonferenz auf Studienbeiträge gestimmt, aber ich bin kein Befürworter, sondern ein Gegner von Gebühren.

Und waren dennoch dafür?

Ja, denn ich gehe davon aus, dass das Bundesverfassungsgericht spätestens im Januar das Gebührenverbot der Bundesregierung aufheben wird und die südlichen Bundesländer sie relativ schnell einführen werden. Dann wäre deren Ausstattung noch besser als sie es ohnehin schon ist und die ärmeren Länder wie Bremen müssten entscheiden, ob sie noch weitere Konkurrenznachteile in Kauf nehmen wollen oder überstürzt Gebühren einführen.

Dennoch hätten Sie sich ja auch gemeinsam dagegen stemmen können.

Die Gebühren werden kommen, und dann möchte ich nicht überrannt werden, sondern das in der Hand behalten und mit gestalten. Es muss sozialverträglich sein, es darf niemand vom Studium abgeschreckt werden.

Wie würde das gehen?

Zum einen muss es ein funktionierendes Stipendiensystem geben. Zum anderen haben wir durchgesetzt, dass Gebühren nur in Erwägung gezogen werden, wenn im Gegenzug sich der Staat nicht aus der Verantwortung herauszieht. Das Geld darf nicht dafür verwendet werden, dass Haushaltslöcher gestopft werden, sondern muss direkt an die Hochschulen gehen. Die Studierenden müssen tagtäglich spüren, dass ihr Beitrag zu ihnen als Verbesserung von Betreuung zurückkommt.

Das heißt?

Wir würden mehr wissenschaftliches Personal im Mittelbau einstellen. Das ganze hat allerdings einen Pferdefuß: auf der Grundlage der geltenden Verordnungen müssten bei mehr Personal auch mehr Studierende aufgenommen werden.

Bessere Betreuung kann aber noch niemanden zum Studium überreden, der es sich nicht leisten kann.

Es geht darum, dass die Hochschulen autonom sind. Vor allem die neuen Bundesländer haben sich dafür eingesetzt, dass es eine Obergrenze von 500 Euro gibt, die Hochschulen aber entscheiden dürfen, welche Summe sie nehmen, ob sie Ausnahmen machen für Landeskinder oder finanziell schlechter Gestellte oder sogar ganz darauf verzichten.

Eine Idee für die Bremer Uni?

Ich fände das gut, glaube aber nicht, dass es realistisch ist, vor allem wenn ich die Entwicklung des Landeshaushaltes betrachte.

Was stellen Sie sich vor?

Ich bin Anhänger der Studienkonten. Wir haben diese immer als Barriere gegen Gebühren betrachtet. Wenn die große Koalition sich jetzt nicht verständigt auf ein kluges Studienkontenmodell, dann haben wir nach der nächsten Wahl die Debatte über Studiengebühren.

Was wären die Vorteile der Studienkonten?

Unser Modell sieht vor, dass man Gebühren nur zahlt, wenn man nicht studiert. Je mehr Scheine man gemacht hat, um so kleiner ist die Gebühr für Langzeitstudierende nach dem 14. Semester.Interview: Eiken Bruhn