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Archiv-Artikel

Millionen für Peiner

HHLA profitiert vom Hafenwachstum, stellt Leute ein und zahlt Dividende. Chef fordert Elbvertiefung, Hafenquerspange und Ausbau der Schiene

Hinterlandverkehr bietet ein riesiges Potenzial für die Schiene

von GERNOT KNÖDLER

Die deutsche Wirtschaft lahmt, der Hafen boomt – und mit ihm die Hamburgische Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft (HHLA). Das Unternehmen, das noch immer zu 100 Prozent der Stadt gehört, habe vom Wirtschaftswachstum in Asien und einer Sonderkonjunktur im Ostsee-Raum profitiert, sagte der Vorstandsvorsitzende Klaus D. Peters gestern bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2002. Die HHLA-Gruppe, die der Aufsichtsrat im Frühjahr aus einer Management-Holding mit vier Zwischenholdings für verschiedene Geschäftsfelder umgewandelt hat, stellte sogar 244 zusätzliche Mitarbeiter ein.

Mit rund 14,5 Prozent hatten sowohl Hafen als auch HHLA den höchsten Zuwachs seit 1987 zu verzeichnen. 5,4 Millionen Standardcontainer (TEU) sind im vergangenen Jahr im Hafen umgeschlagen worden, 3,5 Millionen davon von der HHLA. „Das Wachstum hält weiter an“, stellte Peters fest. Im ersten Halbjahr dieses Jahres habe der Umschlag um 11,9 Prozent zugelegt. Dass sein Unternehmen von der guten Konjunktur in seinen Zielgebieten profitieren konnte, führte Peters auf die jüngste Elbvertiefung zurück. Außerdem hätten neu geschaffene Kapazitäten, der Containerumschlag und das bessere Angebot im Hinterlandverkehr dazu beigetragen.

Die HHLA hat im vergangenen Jahr den „modernsten Containerterminal der Welt“ in Altenwerder und den Containerterminal Lübeck (CTL) in Betrieb genommen. Letzterer ist Teil einer Landbrücke, mit der die HHLA den Verkehr ins Baltikum beschleunigt. Statt auf kleinen Schiffen („Feeder“), die die Elbe hinunter und durch den Nord-Ostsee-Kanal fahren, werden die Container auf Laster umgeladen und 65 Kilometer über Land nach Lübeck gekarrt. Dadurch verkürzt sich die Reise um bis zu sieben Tage. Ende des Jahres sollen die ersten Pendelzüge solche Transporte übernehmen. Ziel ist ein Shuttle-Verkehr mit zwölf Zügen täglich in jede Richtung. Sind die Züge zu leer oder zu voll, verkehren Laster.

Ab einer Menge von 80 bis 90 TEU lohne es sich, einen Zug fahren zu lassen, sagte der zuständige HHLA-Manager Gerd Drossel. Derzeit würden über die HHLA-Tochter Combisped jährlich 60.000 TEU nach Russland, Schweden, Finnland, Polen und in die drei baltischen Staaten expediert, 25.000 davon über Lübeck. Den Verkehr in andere Regionen Mittel- und Osteuropas wickelt die HHLA schon heute zum großen Teil im kombinierten Ladungsverkehr über die Bahn ab: Dabei überbrückt die Bahn die große Distanz und der LKW übernimmt die Feinverteilung der Container.

Dieser Hinterlandverkehr biete „ein riesiges Potenzial für die Schiene“ sagte Peters. Die Bundesregierung müsse mehr Geld in den Ausbau des Schienennetzes aber auch der Binnenwasserstraßen investieren. Die Annahmen im Bundesverkehrswegeplan über das Wachstum des Güterverkehrs lägen zu niedrig. Die HHLA selbst verhandelt in Russland über den Bau eines Containerterminals in St. Petersburg. Dieser schnell wachsende Markt könnte dann direkt auf dem Seeweg bedient werden.

Für den Hamburger Hafen verlangte Peters eine baldige weitere Elbvertiefung, den Bau der vorerst auf die lange Bank geschobenen Hafenquerspange und ein Verkehrsleitsystem. Andernfalls werde sich das Wachstum des Hafens verlangsamen.

Die HHLA-Muttergesellschaft hat ihre Umsatzerlöse im Vorjahr um 1,8 Prozent auf den Rekordwert von 230,8 Millionen Euro gesteigert. Ihren Jahresüberschuss steigerte sie von 10,5 auf 18,6 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss des Konzerns sank jedoch von 6,8 Millionen Euro auf 1,7 Millionen Euro. Als Grund dafür gab die HHLA den Betriebsbeginn in Altenwerder und die Vorbereitungen in Lübeck an.

Dem Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) überwies sie eine Dividende von drei Millionen Euro. Im Gegensatz zu anderen städtischen Betrieben habe man das Problem der Pensionsrückstellungen rechtzeitig erkannt, sagte Peters. Den entsprechenden Topf habe die HHLA in den vergangenen Jahren gefüllt.