: Thunder sackt 18 Kilo Kristall ein
Nach einer Saison mit neun Siegen und einer Niederlage keine Überraschung: Berlins Football-Team wird Meister in der Europe Leage. Zu verdanken haben das die Thunder-Mannen vor allem ihren Schwergewichten in der Abwehr
Als Coach Rick Lantz mit Hilfe von Eric McCoo, dem besten Spieler dieses Endspiels, vor über 35.000 Football-Fans die 18 Kilogramm schwere kristallene World-Bowl-Kugel inmitten von Konfettifontänen in den überdachten Himmel der Arena AufSchalke reckte, bestätigte sich für die Hauptstädter die Weisheit, dass aller guten Dinge drei sind. Nach zwei Erfolgen in der regulären Saison in der NFL Europe League bezwang Berlin Thunder die Frankfurt Galaxy im Endspiel der europäischen Football-Liga mit 30:24 (7:3, 3:7; 13:0, 7:14) zum dritten Mal, erkämpfte World Bowl Nummer drei innerhalb von nur vier Jahren und schrieb damit ganz nebenbei noch Liga-Geschichte.
„In meiner 41-jährigen Tätigkeit ist dies mein größtes Erlebnis als Trainer überhaupt“, gab sich Thunders Chefübungsleiter Lantz dann auch erstmals in dieser Spielzeit wirklich euphorisch.
Thunder startete stark, Verteidiger Montique Sharpe fing bereits nach zwei Minuten einen Pass von Frankfurts Quarterback O’Sullivan ab und wuchtete den Football samt seinen 137 Kilogramm Lebendgewicht zum Touchdown in die Galaxy-Endzone. Nach dem Extrakick des Dänen Heinz Quast allerdings übertrafen sich beide Mannschaften in gegenseitigen Unzulänglichkeiten und degradierten die erste Halbzeit des Finales zu einer Herumtaumelei. Insgesamt gleich fünfmal gab Berlin (Rohan Davey, Eric McCoo je 2, Chas Gessner) den Football unfreiwillig aus den Händen, Frankfurt beließ es bei vier Ballverlusten.
Nach zwischenzeitlicher Führung der „Galaktischen“ glückte Thunder-Kicker Jonathan Ruffin eine Sekunde vor der Pause mit einem Field Goal aus 38 Yards zumindest erst einmal der Ausgleich zum 10:10. Im dritten Viertel knüpften die Berliner um den diesmal keineswegs überzeugenden besten Angriffsakteur der Liga, Spielmacher Rohan Davey, an die Leistungen vom 41:0-Kantersieg aus der Vorwoche gegen die Frankfurter an. Gleich 13 Punkte warf und kickten die Berliner in die gegnerische Endzone.
Erst griff Lantz, Head Coach des Jahres in der europäischen Football-Liga, ganz tief in die Trickkiste und ließ – nach angetäuschtem Laufspiel – seinen Wide Receiver Richard Alston dessen Passempfänger-Kollegen Chas Gessner über 60 Yards zum Touchdown in die Frankfurter Endzone schicken. Danach führten zwei weitere grundsolide Spielzüge zu weiteren zwei Field Goals (40 und 42 Yards) von Ruffin zum 23:10.
Als Basis für die Steigerung der Hauptstädter erwies sich deren zunehmende Dominanz in der Defense-Line. Die dort ansässigen Schwergewichte in Gestalt von Israel Idonije (120 Kilogramm), Tank Reese (134), Montique Sharpe (137) und Corey Smith (115) holten Galaxy-Spielmacher O’Sullivan gleich viermal von den Beinen.
Als dann noch Eric McCoo sechs Minuten vor Schluss 69 seiner insgesamt 167 erlaufenen Yards zum Touchdown und zur 30:10-Führung nutzte, begannen die ersten Feierlichkeiten. Fast verfrüht, denn die Frankfurter waren zwei Minuten vor Schluss wieder auf sechs Zähler heran, bevor die auslaufende Spieluhr sie endgültig stoppte.
In den überschwänglichen Jubel mischt sich nur bei Jörg Heckenbach einige Frustration. „Ich freue mich riesig für das Team, doch persönlich bin ich enttäuscht. Ich habe die ganze Woche gut trainiert, doch während des Spiels kam kein ‚Call‘ für mich“, erklärte der nur in den Special-Teams eingesetzte Passempfänger, der so stark in die Saison startete, dann aber von einer Verletzung zurückgeworfen wurde.
Ganz anders die Gemütslage bei General Manager Michael Lang. „Das ist mit Sicherheit der schönste unserer drei World Bowls – insbesondere nach einer Saison mit neun Siegen und nur einer Niederlage sowie einem Zuschauerzuwachs von 20 Prozent.“ VOLKER OHM