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Archiv-Artikel

christoph schultheis Der neuste Trend im Sommerloch

Immer mehr Sender schicken ihre Highlights gar nicht mehr ins Archiv, sondern gleich wieder auf dem Bildschirm

Vor gut zehn Jahren hatte der damalige ZDF-Chef Dieter Stolte eine geile Idee. Er schlug vor, Wiederholungen im Fernsehen in den Fernsehzeitschriften nicht mehr mit dem Wort „Wiederholung“ zu kennzeichnen, weil Wiederholungen für diejenigen Zuschauer, die deren Erstausstrahlung verpasst haben, doch quasi wie eine „Neuproduktion“ seien. Durchsetzen konnte sich Stoltes Vorschlag nicht. Nicht wirklich. Aber immerhin sind wir damit mitten im Thema.

„Jeden Sommer derselbe Ärger: Das Fernseh-Programm besteht nur aus Wiederholungen. Einfach zum Gähnen!“, heißt es derzeit beispielsweise im Online-Shop der Bild-Zeitung, obwohl natürlich nichts, aber auch gar nichts dagegen einzuwenden ist, dass die TV-Sender gelegentlich in ihre Archive steigen und bepackt mit allerlei Angestaubtem zurückkehren. Nein, wenn halb Deutschland in den Urlaub fährt, lohnt sich der Aufwand eben nicht, der anderen Hälfte ein nagelneues Top-Programm vorzusetzen bzw. der verreisten Hälfte vorzuenthalten. Und wenn Pro 7 heute Abend zum x-ten Mal ein paar olle Michael-Mittermeier-Witze aus dem Jahre 1996 ausstrahlt, dann hat das fast schon Tradition wie das „Dinner vor One“ – und außerdem einen guten Grund: Geld.

Dennoch ist in diesem Jahr ein neuer Trend auszumachen: die zeitnahe Wiederholung nämlich. Ja, es scheint, als solle man sich geradezu daran erinnern, dass irgendwas grad kürzlich erst gelaufen ist. „Witzig ist witzig“ ist da ein gutes Beispiel. Die 5-teilige Comedyrecycling-Reihe lief auf Pro 7 im Januar und Februar – und dann im Mai und Juni gleich nochmal, unverändert auf demselben Sendeplatz. Oder Thommi Gottschalks „50 Jahre Rock“-Show: Da erinnert man sich doch sogar noch an die miesen Kritiken nach der Erstausstrahlung, was allerdings das ZDF nicht davon abhielt, letzten Freitag die gerade mal acht Wochen alte Aufzeichnung des Live-Spektakels abermals ins Programm zu hieven. Noch aktueller ist da nur RTL. Gerade mal 19 Tage hatte der Sender seit der Erstausstrahlung des Katastrophenfilms „Apokalypse Eis“ am 20. Mai verstreichen lassen, bis der TV-Movie wieder auf dem Bildschirm war – und dort (im Gegensatz zu Gottschalk übrigens) immer noch zwei Millionen Zuschauer fand …

Immerhin, um noch mal kurz auf Pro 7 zurückzukommen, hat sich der Sender kurzfristig entschieden, die tolle Show „Die 100 nervigsten Deutschen“ vom 19. Januar am morgigen Dienstagabend nicht zu wiederholen. Stattdessen zeigt Pro 7 exklusiv und erstmalig im deutschen Free-TV die Re-run-Premiere der tollen Show „Die 100 nervigsten Popsongs“ vom 20. Februar.

CHRISTOPH SCHULTHEIS