„Eine halbherzige Sache“

Dobli-Spiegel-Erfinder Wilbert van Waes will noch mehr Sicherheit für Radfahrer

taz: Herr van Waes, ihr Sohn starb 1997 unter einem Lkw. Das war für Sie Anlass, einen Spiegel gegen den toten Winkel zu erfinden.

Wilbert van Waes: Der Fahrer des abbiegenden Lkws bemerkte nicht einmal, dass er ein Kind überrollt hatte, und fuhr weiter. Ich fragte mich: Wie kann das sein? Von einem befreundeten Lkw-Fahrlehrer ließ ich mir zeigen, wie riesig der tote Winkel ist. Wir dachten gemeinsam nach, und nach zwei Wochen hatte er die Lösung: ein speziell vorne montierter Spiegel.

In Deutschland wurde heftig darum gerungen, bessere Spiegel vorzuschreiben. War es in den Niederlanden ein leichterer Weg?

Auch in den Niederlanden war es ein mühsamer Prozess. Er dauerte über drei Jahre. Das Verkehrsministerium wollte nicht glauben, dass die Lösung des Problems so einfach ist. Es wurden viele wissenschaftliche Tests durchgeführt. Dann haben mehrere große Fernsehsender über den Dobli-Spiegel berichtet, verschiedene Gruppen taten sich zu Aufklärungsaktionen zusammen: Fußgänger, Fahrradfahrer, Eltern, auch Lkw-Fahrer. Schließlich wussten alle: Es gibt einen toten Winkel, und es gibt eine Lösung. Da wurde der Druck auf die Politik sehr groß.

Warum nutzen die Deutschen die Erfahrung aus den Niederlanden nicht besser?

Auch die Belgier haben alles doppelt gemacht. Vielleicht ist das so, wenn etwas von außen kommt.

Was halten Sie von der EU-Richtlinie, die 2007 in Kraft tritt?

Sie ist nur eine halbherzige Sache. Der Dobli-Spiegel macht noch mehr Fläche sichtbar, als die Richtlinie vorschreibt. Warum setzt er nicht den Maßstab?

Sind die Radfahrer in den Niederlanden denn jetzt sicher?

Bis jetzt fallen Busse nicht unter das niederländische Spiegel-Gesetz. Das ist katastrophal.

INTERVIEW: FRAUKE HINRICHSEN