Grünes Thüringen: 50 Prozent im Viertel

Die Grünen sind die Gewinner der Europawahl in Bremen: Mit 24,2 Prozent fuhren sie nach Hamburg das zweitbeste Ergebnis aller Länder ein. Im Oster- und Steintor erreichten sie die absolute Mehrheit – die CDU kommt hier gerade auf 10 Prozent

Bremen taz ■ Die schlechte Nachricht vorweg: Die Grünen haben bei der Europawahl 2004 weder im Wahlbezirk Neustadt noch in Peterswerder oder in Schwachhausen die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhalten. In der Neustadt erreichten sie nur 43 Prozent, in Peterswerder 45 Prozent, in Schwachhausen nur 36 Prozent. „Thüringische“ Verhältnisse in grün herrschen dagegen vor allem im Wahlbezirk Steintor (54 Prozent) und im Fesenfeld (53 Prozent). Im Ostertor erzielten die Grünen mit 52,9 Prozent ihr drittbestes Ergebnis.

In diesem Bereich, den die Wahlforscher als „City“ im weitesten Sinne beschreiben, kam die CDU in manchen Wahlbüros nur auf knappe zweistellige Ergebnisse, im Steintor sogar nur auf glatte 10,0 Prozent. Die SPD landete hier unter 20 Prozent.

Im Vergleich zu den Europawahlen 1999 haben SPD und CDU zusammen in den „City“-Bereichen rund 17 Prozent verloren, die Grünen 14 Prozent gewonnen. Ihr vergleichsweise schlechteres Abschneiden in Bremerhaven und Bremen-Nord – Ergebnis hier: 10 bis 20 Prozent – ist dafür verantwortlich, dass sie im Landesdurchschnitt nur bei 24,23 Prozent landeten.

In ihren Hochburgen haben die Grünen ihren Stimmanteil bei fast gleicher Wahlbeteiligung noch ausbauen können. Im Fesenfeld ist die Wahlbeteiligung sogar um knapp ein Prozent gestiegen. Insgesamt, so analysierten gestern die Wahlforscher des Statistischen Landesamtes, sei die Wahlbeteiligung vor allem in den „älteren Arbeitervierteln“ und Bereichen der „Großwohnsiedlungen“ dramatisch gering – bei 30 Prozent. Im Bereich City und der „bürgerlichen Wohnviertel“ liegt die Wahlbeteiligung dagegen zwischen 40 und 50 Prozent. Auch das erklärt den dramatischen Einbruch der SPD: Sie liegt mit 29,8 Prozent in der Stadt Bremen bei den Europawahlen nur 2,4 Prozentpunkte vor der CDU.

Vor allem in ihren Hochburgen hat die SPD verloren und bekam da nur noch rund 35 Prozent der Stimmen. Die CDU verlor in ihren Hochburgen ebenfalls, aber weniger deutlich. Im Bereich der City, wo sich die CDU mit dem Stichwort „moderne Großstadtpartei“ neu positionieren will, verlor sie mit knapp 10 Prozent am deutlichsten, hier ist sie hinter SPD und den Grünen nur die drittstärkste Partei.

Besonders bitter für die SPD: In ihren Hochburgen hat sie besonders stark verloren. Im Stadtteil Gröpelingen etwa kam die SPD bei der Europawahl 1999 auf fast 60 Prozent, bei den Bundestagswahlen 2002 genauso. Ausgerechnet da verlor sie nun überdurchschnittlich und kam auf ganze 40 Prozent. In absoluten Zahlen: Bei der Bundestagswahl 2002 bekam die SPD in Gröpelingen 9.279 Stimmen, bei der Europwahl 2004 noch 2.417.

Insgesamt stellen SPD, CDU und Grüne bei diesen Europawahlen mit 54.335, 49.845 und 39.745 Stimmen ähnlich große Blöcke dar. Rechnet man die FDP (11.224 Stimmen) zur CDU und die PDS (6.628) zu den Grünen, würden sich die Kräfteblöcke noch weiter angleichen. kawe

Wahlergebnisse: www.statistik.bremen.de/ew2004/veawew04.htm