SPD-Kurskorrektur
: Die Welt ist nicht schwarz-weiß

Die Volksinitiative „Wir wollen lernen“ für den Erhalt der Gymnasien ab Klasse 5 ist verzweifelt auf Freundessuche und bekam gerade erst von Gesamtschul-Elternräten einen Korb. Die SPD indes scheint sich, lauscht man ihren Argumenten, inzwischen mit der Gymnasiumsinitiative zu identifizieren.

KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER

„Helft doch erst mal denen, die es brauchen, und lasst die Elbvororte in Ruhe“, lautet auch die Argumentation, mit der die Gymnasialklientel für die Beibehaltung der Selektion der Kinder nach Klasse 4 wirbt. Nur ist die Welt nicht so schwarz-weiß, es gibt nicht nur die Elbvororte und Wilhelmsburg, es gibt auch viele gemischte Viertel dazwischen. Und für alle gilt: frühe Aufteilung der Schüler mindert die Entwicklungschancen der Schwächeren. Es entstanden an den Hauptschulen negative Lernmilieus. Auch kleine Klassen und guter Personalschlüssel helfen hier nicht, weil Kinder eben ganz viel voneinander lernen.

Nichts dagegen, wenn die SPD nun anfragt, was aus den Empfehlungen der Enquete-Kommission wurde und Ressourcen für Risikoschüler einfordert. Aber ihre Politik ist in sich nicht stimmig. Laut Parteitagsbeschluss ist längeres gemeinsames Lernen auch ihre Zukunftsvision und eben kein Teufelszeug. Es galt bei den Sozialdemokraten eben nur als politisch nicht durchsetzbar. Jetzt scheitert es an der SPD.