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Archiv-Artikel

Friede, Freude, Fortbildungsoffensive

Heute debattiert der kleine CDU-Parteitag ein Papier zur Schulpolitik. Rechtzeitig dazu stärkt Bürgermeister von Beust der grünen Schulsenatorin den Rücken. Die schiebt eine Lehrer-Fortbildungsoffensive an

Harte Konfliktpunkte mit den Grünen zeichnen sich bei Lektüre des Papiers nicht ab

Alles wird gut. So könnte man die Stimmung im Vorfeld des heutigen CDU-Parteitags zur Schulpolitik im Bürgerhaus Wilhelmsburg deuten. Die Primarschulgegner wollen nun doch keine Konkurrenzpartei gründen, auch die Handelskammer hat ihre Klauen wieder eingefahren. Und namhafte parteiinterne Kritiker haben ihren Namen unter ein Positionspapier des CDU-Bundestagsabgeordneten Marcus Weinberg gesetzt. Dem soll heute noch die Basis zustimmen.

Bewusst eingefädelt war es da wohl, dass CDU-Bürgermeister Ole von Beust am Samstag erstmals gemeinsam mit GAL-Schulsenatorin Christa Goetsch ein Interview gab – und erklärte, er glaube an den Erfolg der Primarschule.

Mit Gegenanträgen zum Weinberg-Papier wird heute Abend nicht gerechnet. Aber eine Debatte sei erwünscht, heißt es. Anschließend sei es Sache der Fraktion, die Positionen beim Koalitionspartner durchzusetzen. „Wir machen der GAL deutlich, was wir erwarten“, sagt Weinberg. „Wenn es nicht dazu kommt, haben wir ein Problem.“ Im Gespräch plädiert er dafür, „Dinge nicht dogmatisch zu sehen“ und „Ausnahmen zuzulassen, wo sie machbar sind“.

Beispielsweise beim Thema äußere Differenzierung in den Klassen 5 und 6, die für Verfechter des längeren gemeinsamen Lernens ein rotes Tuch darstellen. Hier sah Weinberg, selbst Lehrer, seine Position in der taz falsch wiedergegeben: „Wir wollen keine A- und B-Kurse einrichten.“ Nur wolle er den Schulen auch nicht verbieten „mal für zwei Wochen“ Schüler nach Leistung in Gruppen einzuteilen, „beispielsweise in Mathematik, wenn die Spanne weit auseinander liegt“.

Auch soll es Eltern erlaubt sein, ihr Kind an einer Primarschule außerhalb des Anmeldeverbundes anzumelden, wenn diese ein besonderes Profil hat. „Das wird die Ausnahme bleiben“, so Weinberg. „Deswegen sehe ich das entspannt.“

Innerhalb der CDU sehen das nicht alle so. Kritiker fürchten einen Run auf die Primarschulen mit prestigeträchtigen Profilen wie Latein und Chor und somit eine frühe soziale Entmischung der Kinder. Senatorin Christa Goetsch will diesen Konflikt lösen, indem sie in jedem Anmeldeverbund alle Profile anbietet.

Harte Konfliktpunkte mit den Grünen zeichnen sich bei genauerer Lektüre des CDU-Papiers nicht ab. Goetsch hatte bereits im Vorfeld gesagt, sie werde sich mit dem Papier „fachlich“ auseinander setzen. Und Weinberg zieht in Erwägung, dass er beim Thema äußere Differenzierung vielleicht in der „Begrifflichkeit“ falsch liegen könte: „Ich glaube nicht, dass Goetsch und Weinberg in der Praxis auseinander liegen.“

Das Papier nimmt die von vielen Skeptikern geäußerte Sorge auf, dass es nicht gelingen könne, mit modernen Methoden leistungsstarken und -schwachen Schülern zugleich gerecht zu werden. Um dem zu begegnen, startet Schulsenatorin Goetsch jetzt eine drei Millionen Euro schwere Fortbildungsoffensive, für die das Landesinstitut für Lehrerbildung 100 neue Trainer engagieren wird.

Allein in diesem Jahr sollen 4.000 Lehrer an einer didaktischen Werkstatt teilnehmen, die Methoden des individualisierten Unterrichts vermitteln. Lehrer brauchen dafür neue Aufgabentypen, die auf einer Internetplattform bereit gestellt werden. Und von jeder Schule soll ein Lehrer in einer einjährigen Fortbildung zum „Unterrichtsentwickler“ qualifiziert werden. Ziel ist es, alle Schulen zu erreichen. „Wenn es deutlich mehr Nachfrage gibt, disponieren wir um“, sagt Uwe Heinrichs, Fortbildungs-Chef am Lehrerinstiut. Aber es gebe auch Grundschulen, die methodisch weit sind. „Die fortzubilden wäre so, als würden man Eulen nach Athen tragen“. KAIJA KUTTER