Tretende Bekanntschaft

49-Jähriger wurde in Obdachlosenunterkunft zu Tode getreten. Lüneburger Polizei stellt den Täter, will aber von einem politischen Hintergrund nichts wissen

LÜNEBURG taz ■ Die Tritte trafen Gerhard Fischhöder tödlich. „Der Täter ist bereits in der JVA“, erklärt Michael Düker, Sprecher der Lüneburger Polizei. Am Freitag hatten Beamte den 49-jährigen Mann in seiner Wohnung in der Obdachlosenunterkunft Scharnebeck bei Lüneburg tot aufgefunden.

„Ein Zeuge, der Fischhöder besuchen wollte, hatte uns angerufen“, sagt ein Ermittler. Nach Hinweisen von Nachbarn aus dem Obdachlosenheim konnte die Polizei den Gewalttäter stellen. „Der 38-Jährige gestand, das Opfer im Streit angegriffen zu haben“, erläutert Düker. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag der vergangenen Woche hatte der Angreifer mit Fischhöder „reichlich Alkohol getrunken“. Nachdem Fischhöder ihn beleidigte, habe er ihn geschlagen. Als er die Wohnung verließ, beteuert der Täter, lebte sein Opfer noch.

Die Aussage deckt sich mit Berichten der Nachbarn, die beobachtet haben wollen, dass ein „Kumpel“ mit dem schwer Verletzten noch „durchs Fenster“ redete. Wenige Stunden später starb Fischhöder. „Seine Rippen sind regelrecht durchgetreten worden“, stellte der Gerichtsmediziner fest. „Von einer politischen Tat kann nicht ausgegangen werden“, so Düker.

Wohl aber von einen politischen Hintergrund des Täters. Zwei Nachbarn geben an, dass der Täter zu einer Gruppe von drei Männern und einer Frau gehöre, die häufig zu Fischhöder kamen. „Die haben Hakenkreuze auf den Schultern tätowiert und häufig einen Hitler-Gruß gemacht“ berichtet einer. Und eine weitere Nachbarin führt aus, sie kamen oft, wenn „es Sozialhilfe gab“. Häufig habe Fischhöder dann ein „blaues Auge“ gehabt.

Einmal habe die Gruppe auch Möbel auf die Straße geschmissen. „Wir haben uns nicht getraut rauszugehen“, räumt ein Nachbar ein. Mehrmals hätten sie die Polizei gerufen. Ein Ermittler bekräftigt: „Wegen der Auseinandersetzungen waren wir vor Ort.“ ANDREAS SPEIT