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Archiv-Artikel

Nazi-Ticket nicht gelöst

Antifa kritisiert den „kostenlosen Transport“ von Neonazis durch die HVV mit einer Kurzbesetzung. Der für morgen geplante rechte Aufmarsch ist nun doch genehmigt

hamburg taz ■ Diese Besucher hat die Hamburger Verkehrs Verbund Zentrale (HVV) gestern nicht erwartet. Antifa-Anhänger besuchten die Zentrale in der Hamburger City um sich wegen des zu „erwartenden kostenlosen Transports der Neonazis durch HVV-Sonderbusse und -bahnen“ zu beschweren. Denn morgen planen Neonazis aus Norddeutschland anlässlich des 60 Jahrestag des „alliierten Bombenholocaust“ in Hamburg aufzumarschieren.

In den letzten Jahren haben viele Innenbehörden für die „sichere An- und Abfahrt“ zu Neonaziaufmärschen öffentliche Verkehrsmittel bereitstellen lassen. Während einige „Besucher“ mit den Mitarbeitern redeten, hängten andere ein Transparent aus dem Fenster: „Antifaschismus muss Konsequenzen haben“. Die HVV-Mitarbeiter fühlten sich dagegen nicht als richtige Adressaten. „Das liegt nicht in unserem Verantwortungsbereich“ erklärt ein Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin betont: „Wir sind nur die Zentrale. Sonderfahrten werden bei der Hoch- oder S-Bahn bestellt.“

Seit gestern ist der Neonaziaufmarsch wieder genehmigt. Die Polizei hatte am Mittwochabend das von der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und dem Aktionsbüro Norddeutschland geplante Treffen „Unternehmen Gomorra – Feuersturm über Hamburg“ zwar verboten, das Verwaltungsgericht hat gestern das Verbot jedoch aufgehoben. Die von der Polizei angestellte Gefahrenprognose sei „nicht nachvollziehbar“, begründeten die Richter das Urteil. Bei NPD-Demonstrationen in der Vergangenheit sei es zu keinen Zwischenfällen gekommen. Den von der Polizei beschworenen Gefahren könne man auch mit anderen Mitteln als denen eines Demoverbots beikommen.

Cornelia Kerth hatte dies schon geahnt und wollte sich auf die Gerichte nicht verlassen. Zu der von der Bundessprecherin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) angemeldeten Kundgebung wurde daher ungeachtet des einstweiligen Verbots weiter aufgerufen.

Kaum hatten die „Besucher“ die HVV-Zentrale verlassen, stürmten Polizeibeamte das HVV-Kundenzentrum. Die Polizei hatte sich in der Hausnummer geirrt. Andreas Speit

Antifakundgebungen am 19. Juli: 11 Uhr Hachmannplatz, 14 Uhr Platz der Jüdischen Deportierten