The Crusaders: Die wiedergeborenen Kreuzzügler des Souljazz : Ein Abend für Mit(t)vierziger
Bei einem kurzen ‚Lick’ der Bläser fast am Ende des Konzerts wurde einem erst klar, was da überhaupt geschah: Mit den meisten Songs, die die „Crusaders“ an diesem Abend spielten, war man als Mittvierziger – und aus solchen bestand der Großteil des Publikums – so vertraut, dass man die typischen warm-funkigen Bläsersätze von Saxophon und Posaune taktgenau hätte mitpfeifen können. Auch die paar eingestreuten Kompositionen von der aktuellen CD „Rural Renewal“ waren vom Komponisten und Pianisten Joe Sample so geschickt den Klassikern der Band nachempfunden, dass man sie begrüßen konnte wie alte Bekannte. Aber dann war da dieser eine kurze Zwischenruf der Bläser, und vielleicht brauchte es diese kleine, noch nicht gehörte Irritation, damit man das Konzert der Kreuzzügler angemessen würdigen konnte. Denn die Musiker spielten so sicher, entspannt und scheinbar aus dem Handgelenk, dass man ihre Virtuosität kaum bemerkte. Und es macht ihnen offensichtlich Spaß, wieder zusammen aufzutreten. Seitdem Posaunist Wayne Henderson in den frühen 80ern ausschied, fehlte den „Crusaders“ eine Klangfarbe und eben der typische Sound der Bläsersätze. Vor kurzem reformierte nun Joe Sample die Band. Von den Gründungsmitgliedern sind wieder er, Saxophonist Wilton Felder und Drummer Stix Hooper dabei. Der fehlt allerdings auf dieser Tour, und statt dessen spielte der junge Kendrick Scott kompetent, wenn auch ein wenig unauffällig das Schlagzeug. Und mit dem Posaunisten Stephen Dexter haben die „Crusaders“ endlich wieder ihren ursprünglichen Sound, so dass sie in Oldenburg so frisch und funky klangen, dass es in der Weser-Ems-Halle nur so brodelte. Die Gitarre spielte niemand geringerer als Ray Parker Jr., der bei der Zugabe seinen Welthit aus den 80ern, „Ghostbuster“, zum Ergötzen des Publikums leicht variiert mitsingen liess: „Who You gonna call? – Cru-sa-ders!“
Der Auftritt der groß angekündigten Randy Crawford fand klugerweise erst im letzten Viertel des Konzerts statt, denn kaum auf der Bühne war klar, dass sie dort bis zum Schluss auch bleiben musste. Wirklich gut zusammen passten Band und Vokalistin aber nur beim entsprechend umjubelten „Streetlife“. Man hatte sich halt auf den geringsten gemeinsamen Nenner geeinigt, ohne dass zwischen Solistin und Band wirklich etwas passierte. Respekt übrigens für die Veranstalter von „Hornstein Entertainment“, die seit Jahren jeden Sommer einen Topakt (Al Jarreau, Jan Garbarek, Pat Metheny) in die Weser-Ems-Halle holen und dabei einiges riskieren. Wie speziell dieses Konzert war, zeigt der kurze Tourplan der Band, der sonst nur noch durch Montreux und Ascot führt. Das Publikum in Oldenburg konnte sich also am Mittwochabend ausnahmsweise zu den „happy few“ zählen. Wilfried Hippen