: Angriffe auf Ölanlagen im Irak
Nach der Sprengung der Hauptexportleitung im Süden des Landes rechnen Experten mit einer Unterbrechung von mindestens zehn Tagen. Anschlag auch im Norden
KAIRO taz ■ Der neue irakische Ölminister Thamir Ghaban hat ehrgeizige Ziele. Erst vor kurzem verkündete er, bis zur Machtübergabe am 30. Juni täglich zwei Millionen Fass zu fördern und zu exportieren. Doch drei Anschläge innerhalb von 48 Stunden machten ihm einen Strich durch die Rechnung.
Letzter Tiefschlag war die gestrige Ermordung Ghasi al-Talabanis, der für die Sicherheit der Ölanlagen im Nordirak verantwortlich war. Al-Talabani, ein Cousin des Kurdenführers Dschalal Talabani, wurde vor seinem Haus in Kirkuk am Mittwoch von Unbekannten erschossen. Kurz zuvor war der gesamte Ölexport des Landes unterbrochen worden, nachdem die Hauptleitung zu Iraks wichtigstem Verladehafen Khor al-Amaya bei Basra in die Luft gesprengt worden war. Fast zeitgleich wurde die wichtigste Pipeline in den Norden zum türkischen Verladehafen Ceyhan nach einem Bombenanschlag unterbrochen. Die Pipeline im Norden hatte gerade wieder ihre Arbeit aufgenommen, nachdem sie infolge mehrerer Sabotageanschläge wieder instand gesetzt worden war.
Diejenigen, die hinter den Anschlägen stecken, versuchen nicht nur den Besatzern, sondern auch der neuen irakischen Übergangsregierung die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen. Die Gewinne aus dem Ölexport machen fast 90 Prozent der staatlichen Einnahmen für den Wiederaufbau des Landes aus.
Aufgrund der ständigen Sabotageakte im Norden war in den letzten Monaten der überwiegende Teil des Ölexports über die südlichen Verladehäfen bei Basra abgewickelt worden. „Die Ölzufuhr zum Terminal Basra ist nun völlig gestoppt“, beschreibt Samir Jassim von der staatlichen Gesellschaft für die südirakische Ölförderung die Lage. Irakische Experten schätzen, dass die Reparaturarbeiten mindestens zehn Tage dauern werden und durch die Unterbrechung des Exports täglich fast 60 Millionen Dollar Einnahmen verloren gehen. KARIM EL-GAWHARY