Lehrer zurück zur Sonderschule

Kölner Bezirksregierung kürzt Lehrerstellen für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern. Die gehen dagegen auf die Straße

Köln taz ■ Seite an Seite protestierten gestern Schüler, Eltern und Lehrer der 22 Kölner Gemeinschaftsgrundschulen (GGS) im Trude-Herr-Park gegen Kürzungen im Gemeinsamen Unterricht, bei dem behinderte und nicht behinderte Kinder zusammen unterrichtet werden. Die Bezirksregierung will ab dem nächsten Schuljahr 25 Prozent der Sonderschullehrer aus dem Gemeinsamen Unterricht zurück an eine Sonderschule versetzen. Für die Kölner Gemeinschaftsgrundschulen bedeutet das den Wegfall jeder zehnten der insgesamt 42 ganzen Sonderschullehrerstellen.

„Damit wird jedes Kind pro Woche 3,2 Stunden weniger gefördert“, erklärt Sigrid Cames, eine von insgesamt zwölf Grundschul- und Sonderschullehrern der GGS Zwirnerstrasse. Seit 1992 gibt es dort den gemeinsamen Unterricht. „Zur Zeit haben wir 21 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf“, erklärt Cames.

Diese Sparmaßnahmen gefährden jedoch das Konzept des integrativen Unterrichts. So belege die Pisa-Studie, dass gemeinsames Lernen den schulischen Erfolg und die Persönlichkeitsentwicklung behinderter und nicht behinderter Kinder fördere. Teamarbeit und Kooperationsfähigkeit seien weitere Vorteile des Gemeinsamen Unterrichts. Außerdem habe er einen hohen ethischen wie auch moralischen Wert. „Durch den integrativen Unterricht wird ein anderes Menschenbild installiert, das sich durch Akzeptanz von Anderssein auszeichnet“, betont Petra Tunte, Schulleiterin der GGS Weimarer Straße.

Diese Fähigkeiten und das Erlernen von Mitgefühl können, so Sigrid Cames, den Zusammenhang der Gesellschaft festigen. Kürzungen seien deshalb katastrophal. „Es ist immer schwierig, in Zeiten von Geldknappheit Kürzungen zu vermeiden“, sagt Kölns Schuldezernent Hans-Jürgen Schulte. „Ich glaube aber, dass das Land das Problem erkannt hat und für Gespräche offen ist.“ Sandra Erbacher