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berliner szenen Am Winterfeldtplatz

Von 5 bis 6 Uhr

Okay, das ist eine terminliche Fehlplanung, die sich gewaschen hat. Erst in der Nacht von Montag auf Dienstag die Fertigstellung der Ulysses-Sonderausgabe zunächst auf dem Dachgarten der taz, später in den Kneipen Kreuzbergs, ähem, diskutieren. Dann Dienstagmorgen von 5 bis 6 Uhr am Winterfeldtplatz in Schöneberg für diese Skizze recherchieren. Dass das eine professionelle Arbeitseinstellung ist, lässt sich mit guten Gründen bezweifeln. Es gab schon wachere Momente.

Also: Es war ein wunderschöner Dienstagmorgen, vielleicht sogar der bislang schönste in diesem Jahr. Ansonsten war es aber leider eine komplett langweilige Stunde. Zwar gibt es gegenüber der Stunde zuvor gewisse Steigerungsmomente: Das, was schon vorher begonnen hatte – Helligkeit, Vogelzwitschern, Reinigungsarbeiten in den umliegenden Cafés –, hat sich in seiner Intensität durchaus gesteigert. Nur dass etwas bislang noch nicht da gewesenes Neues begonnen hat, das vermochte man nicht recht wahrzunehmen.

Was dafür die Aufmerksamkeit, na ja, zu fesseln vermag, das ist die Beschaffenheit des Platzes selbst. Von der Mitte aus fällt der Boden nach beiden Längsseiten hin etwas ab. Von einer bestimmten Perspektive aus hat er geradezu die Anmutung eines sanft gewölbten Schildkrötenpanzers. Was dies zu bedeuten hat oder zum spezifischen Winterfeldtplatz-Gefühl beiträgt, konnte dann allerdings nicht mehr geklärt werden. Es gibt Augenblicke, da muss man sich mit frei schwebender Aufmerksamkeit bescheiden. Festzuhalten bleibt: Man kann wirklich sehr dankbar sein für die kleinen Stufen rund um die Laternen, auf denen sich wunderbar sitzen lässt.

DIRK KNIPPHALS

(6 bis 7 Uhr: kommenden Freitag)

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