: Hoffnung auf Glamour
Heute Abend wird der Deutsche Filmpreis letztmalig durch eine ministeriell berufene Jury vergeben. In Zukunft soll die neue „Deutsche Filmakademie“ die Gewinner küren – doch die ist noch umstritten
Nach 53 Jahren wird der Deutsche Filmpreis heute wohl zum letzten Mal durch eine Jury vergeben. Ab kommendem Jahr soll die Filmbranche selbst ihre Preisträger küren.
Dieses Mal hat noch ein zwölfköpfiges Gremium, eingesetzt von der Kulturstaatsministerin Christina Weiss, die Filmpreis-Gewinner ermittelt, die heute Abend feierlich bekannt gegeben werden. Geht alles nach Plan, dann wird Christina Weiss auf der Galaveranstaltung im Berliner Tempodrom jedoch die Ergebnisse der Verhandlungen mit der Deutschen Filmakademie vorstellen. Vorgesehen ist, dass die Filmakademie, die im September vergangenen Jahres gegründet wurde, ab 2005 die Nominierung und Ermittlung der Preisträger sowie die Preisverleihung übernimmt.
Da die Gespräche aber noch nicht abgeschlossen sind, hält man sich auf beiden Seiten noch bedeckt. Im Vorfeld viel diskutiert wurde unter anderem die Frage, wie der höchstdotierte deutsche Kulturpreis auch weiterhin ein Instrument staatlicher Förderung bleiben kann, wenn die Entscheidung darüber ausgelagert wird. Zwar ist man im Kulturministerium zuversichtlich, „gewaltige Einflussmöglichkeiten“ auf die Preisvergabe zu haben, Einzelheiten dazu mochte ein Sprecher jedoch nicht erläutern. Befürchtungen, mit den neuen Richtlinien werde eine Kommerzialisierung einhergehen, weist man im Ministerium von sich: Immerhin habe auch ein Michael Moore von einer Akademie einen Oscar verliehen bekommen. Der Vergleich mit Hollywood kommt natürlich nicht von ungefähr, erhofft man sich vom Akademiemodell doch vor allem einen Prestigegewinn für den Filmpreis.
Mit dem Ende der Verhandlungen werden die Diskussionen um die Deutsche Filmakademie nicht beendet sein. Rund 500 Mitglieder zählt die Filmakademie augenblicklich. Wer Filmpreisträger ist, kann automatisch aufgenommen werden. Für die meisten anderen gilt jedoch, dass sie innerhalb der Akademie Fürsprecher brauchen. Unter anderem wegen dieser Zugangsbeschränkungen haben Anfang Januar sechzig Filmschaffende, darunter Rudolf Thome, Eoin Moore, Winfried Junge und Fred Kelemen, in einem offenen Brief die Akademie als „undemokratische“ und „rückwärts gewandte“ Institution kritisiert. Dem entgegnet man, dass es beim Aufbau der Akademie „weniger auf Quantität als auf Qualität“ ankomme und man auf einen „behutsamen Aufbau“ der Mitgliederzahlen setze.
Neben der Vergabe des Filmpreises hat sich die Akademie noch andere Ziele gesetzt: So will sie „das Gespräch über die Perspektiven des deutschen Films“ anregen. Dazu stellen sich Mitglieder der Akademie zu monatlichen „Begegnungen im Kino“. Eine Veranstaltung dieser Art gab es schon, wo Jürgen Vogel über den Schauspielerberuf referierte. Am kommenden Montag werden Michael Ballhaus in Berlin, Wolfgang Treu in Hamburg und Jost Vacano in München anhand von Fatih Akins „Kurz und schmerzlos“ über Bildgestaltung und die Aufgaben eines Kameramann berichten.
DIETMAR KAMMERER