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Archiv-Artikel

Anschlag erschüttert Bagdad

Autobomber tötet 35 Iraker und verletzt 138. US-Armee verdächtigt den Extremisten al-Sarkawi. Bei einer Explosion in Balad kommen 6 Zivilschützer ums Leben

BAGDAD afp ■ Bei einem der blutigsten Anschläge seit Monaten sind 35 Menschen in Bagdad getötet worden. Mindestens 138 Menschen wurden verletzt, als ein Selbstmordattentäter gestern Morgen in einem sprengstoffbeladenen Auto vor einem irakischen Armeegebäude in die Menschenmenge raste, teilte das Gesundheitsministerium mit. Bei einem weiteren Autobombenanschlag nördlich von Bagdad starben 6 Angehörige der irakischen Zivilschutzmiliz. 4 Zivilschützer wurden nach US-Militärangaben bei Balad verletzt.

Ein irakischer Offizier sagte, der Attentäter habe das Auto vor das Rekrutierungszentrum in Bagdad gesteuert. Nach Augenzeugenberichten warteten dort zum Zeitpunkt der Explosion gegen 9 Uhr etwa hundert junge Bewerber. Ein Offizier habe gerade die Liste der für die medizinische Untersuchung Ende Juni zugelassenen Bewerber vorgelesen.

Iraks Übergangspräsident Ajad Allawi sagte am Unglücksort, fremde Staaten versuchten, „durch feige Taten Irak zu schaden“. Derartige Taten hinderten die Iraker jedoch nicht daran, ihren Weg Richtung Frieden und Stabilität zu gehen. Die US-geführten Besatzungstruppen vermuten den Extremisten Abu Mussab al-Sarkawi hinter den Anschlägen. Es sei möglich, dass Sarkawi mit früheren Mitgliedern des Geheimdienstes und der Baath-Partei Saddam Husseins kooperiere, um vor der Machtübergabe am 30. Juni eine Welle von Attentaten zu steuern, sagte ein ranghoher US-Militär.

Der britische Außenminister Jack Straw reagierte „schockiert“: „Die Terroristen haben ihren Terror immer mit der Besatzung gerechtfertigt. Aber die Besatzung geht zu Ende“, erklärte er. Die Koalition und die Iraker ließen sich nicht abschrecken. Die Machtübergabe werde wie geplant stattfinden. Verteidigungsminister Geoff Hoon kündigte die Entsendung 270 zusätzlicher Soldaten an. Insgesamt wären dann ab Mitte Juli 9.200 britische Soldaten in Irak stationiert.