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Archiv-Artikel

vorlauf Nicht meine Väter, aber meine Eltern

„Papa liebt einen Mann“ (22.15 Uhr, ZDF)

Solche Bilder gibt es noch selten, aber Valentin von Thun, der die Idee zu diesem Film hatte, scherte sich nicht um den Common sense, homosexuelle Männer in erster Linie als Party feiernde Raver medial abzubilden. Stattdessen bot er dem ZDF für dessen Reihe „37 Grad“ eine Produktion über Schwule an, die (gemeinsam) Eltern sind.

Zwei Paare hat er näher beguckt, sie und ihre Angehörigen, also auch deren Kinder zu Wort kommen lassen. Mutig ist das Unterfangen schon deshalb, weil lesbische Mütter inzwischen weithin akzeptiert werden, Väter, die in non-heterosexuellen Verhältnissen leben, jedoch nicht. An ihnen klebt immer noch das Ressentiment, sich an ihren Schützlingen vergreifen zu wollen – ja, die Elternschaft lediglich deshalb zu wollen, weil sie nichts als Sex im Kopf haben.

So lernt man Christian, Patricia, Guildo, Thomas und andere kennen, auch Lehrerinnen, Nachbarn und Patentanten. Man sieht sie bei Elternabenden und beim Kochen, bei Schmusen (mit der Tochter) und Balgen (mit dem Sohn). Und man hört aus den O-Tönen die Skepsis heraus, die die Umwelt beiden schwulen Elternpaaren wie eh und je entgegenbringt, wenngleich sie offenkundig geringer wird, je mehr die gleichen Skeptiker sehen, wie gelungen diese homosexuellen Elternschaften gelebt werden.

Und das ist der große Vorzug des Films: dass er nicht so tut, als sei alles heile Welt, als hätte sie nur auf freundliche, charmante, männliche Homos gewartet, die doch im Grunde auch gute Menschen sind, auch als tätige, also erziehende, behütende, lobende, auch strafende Elternteile. Wörter wie „Schande“, „ekelhaft“ oder „is’ nich’ so mein Fall“ werden ausgesprochen, auch räumen die Klassenkameraden des Sohnes unumwunden ihre Angst ein, ihr Kumpel könnte nun auch schwul werden. Wird er aber nicht. Oder doch? Man spürt die Angst, die das Thema Homosexualität tatsächlich noch zu verbreiten weiß.

Am schönsten ist der Film jedoch, als eine Frau darüber spekuliert, ob die Kinder auch genug „emotionale Zuwendung“ erhalten. Nach einer halben Stunde wissen wir: sie kriegen.

JAN FEDDERSEN