Diesel bleibt billig

Bundeskanzler Schröder (SPD) will keine höhere Besteuerung von Dieselkraftstoff. Auch der Ruß ist ihm egal

BERLIN taz ■ An der Tankstelle bleibt erst einmal alles beim Alten, der Diesel rund 20 Cent billiger als Normalbenzin. Nachdem am Wochenende SPD- und Grünen-Politiker gefordert hatten, die Steuerermäßigung für Diesel abzuschaffen, sprach Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestern ein Machtwort: „Wir haben nicht vor, beim Dieselkraftstoff irgendetwas zu ändern.“

Damit pfiff er unter anderem Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) zurück. Der hatte der Financial Times Deutschland gesagt: „Wenn sich die deutschen Autohersteller beim Dieselrußfilter weiter so verstockt zeigen, kann eine Anpassung der Steuersätze die Antwort sein.“ Die Kohlendioxidbilanz von Dieselfahrzeugen sei meist besser als die von Benzinern, dafür stoßen sie aber mehr Rußpartikel aus. Die Auspuffgase eines Diesel sind 18-mal Krebs erregender.

Autobauer wie Peugeot setzen dagegen serienmäßig Rußfilter ein. Andere ausländische Hersteller haben nachgezogen. Nur einen deutschen Diesel mit Filter gibt es bisher noch nicht. Von Blockadehaltung könne aber „keine Rede sein“, erwiderte gestern Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie. Die Hersteller forschten zwar primär nach innermotorischen Lösungen, um den „angeblich Krebs erregenden“ Ruß zu vermeiden, setzen aber auch Rußpartikelfilter ein, „wo es technisch geboten oder vernünftig ist, aber auch da, wo der Kunde es wünscht“.

Derweil wächst der Anteil von Diesel-Pkws: Auf deutschen Straßen ist jedes fünfte Auto ein Diesel. Dieselsprit ist günstiger, weil der Staat nicht wie für Benzin 65, sondern nur 47 Cent Minerölsteuer kassiert. Dafür sind Fahrzeuge und Versicherung teurer, die Kfz-Steuern ist dreimal so hoch. Damit lohnen sich Diesel-Pkws vor allem für Vielfahrer, die mehr als 30.000 Kilometer zurücklegen. HG

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