piwik no script img

Archiv-Artikel

Wirbel um Conti-Hilfe

Der gebeutelte Aktienkurs des Autozulieferers bricht wegen der Aussicht auf Unterstützung vom Staat ein

HANNOVER taz ■ Spekulationen über Hilfen von Bayern und Niedersachsen für die Schaeffler Gruppe oder den Autozulieferer Continental haben gestern die Conti-Aktie auf Talfahrt geschickt. Nachdem mehrere Zeitungen berichtet hatten, die beiden Ländern wollten einem neuen aus Conti und Schaeffler gebildeten Zulieferunternehmen gemeinsam mit einer Milliarde unter die Arme greifen, verlor die ohnehin gebeutelte Conti-Aktie zweitweise mehr als 20 Prozent ihres Wertes. Ob es tatsächlich staatliche Hilfe für das neue weltweite Zulieferunternehmen gibt, das Schaeffler nach der Übernahme von Conti plant, ist aber höchst ungewiss.

Bayern und Niedersachsen bestätigten gestern lediglich Gespräche mit den beiden Unternehmen, Hilfszusagen gebe es aber noch nicht, hieß es in Hannover und München. Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff verlangte zudem ein Zukunftskonzept für beide Unternehmen. Erst wenn ein Konzept vorliege, könne man zur Frage staatlicher Hilfen eine Position beziehen, betonte er.

Der Conti-Aufsichtsrat hatte erst Samstag Aufträge für zwei neue Unternehmenskonzepte erteilt. Demnach sollen die Reifen und Gummiprodukte produzierenden Conti-Sparten mit derzeit 59.000 Beschäftigten in einer rechtlich selbständigen Einheit zusammengefasst werden. Der größere Zulieferbereich von Conti mit etwa 86.000 Beschäftigten soll mit der Zuliefersparte von Schaeffler zusammengehen.

Continental machte zudem deutlich, dass das hannoversche Unternehmen auf absehbare Zeit keine Finanzhilfe braucht. Conti hat sich vergangene Woche in Verhandlungen mit Banken für die kommenden Jahre einen stabilen Finanzrahmen gesichert. „Wir verfügen über eine Liquidität von 3,5 Milliarden Euro aus Barmitteln und ungenutzten Kreditlinien“, sagte ein Conti-Sprecher.

Schlechter steht Conti-Großaktionär Schaeffler da. Er hatte insgesamt 90 Prozent der Aktien gekauft. Die Gruppe hatte sich dafür etwa 10 Milliarden Euro gepumpt. Gestern wurden Conti-Papiere aber nur noch zu 14 statt wie beim Kauf zu 75 Euro pro Stück gehandelt. Schaeffler wollte die Berichte über Staatshilfen nicht kommentieren. J. VOGES