: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Egal, was Gerhard Schröder tut – er verliert. Egal, was Angela Merkel sagt – sie gewinnt. Das wird einstweilen auch so bleiben. Denn dass Merkel Widersprüchliches fordert, fällt nicht ins Gewicht. In der Opposition darf man das
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Zwischen Fußball-Europameisterschaft und Tour de Suisse klafften lange Minuten ohne interessante Sport-Liveübertragungen.
Was wird besser in dieser?
Vorfreude auf Olympia und Tour de France.
Der SPD geht es nicht besonders gut. Kann sie eigentlich noch etwas tun – außer auf den Aufschwung zu warten?
Keine Ahnung! Ich arbeite beim Fernsehen, und da funktioniert auch nur noch Eventprogrammierung statt kontinuierlicher Programmarbeit. Statt SPD-Parteitag also Red-Nose-Day, Benneter muss im Dschungel den Kopf ’ne halbe Stunde in was ganz Ekliges stecken – zum Beispiel das Godesberger Programm –, dann kriegen alle einen Essenszuschlag, und Lafontaine hat ein Riesencomeback wie dunnemals die tote „Dallas“-Mutti. Teilweise gehen sie es ja schon an.
Aber Müntefering versucht doch tapfer – nach der Vodafone-Steueraufregung – die Mindeststeuer für Unternehmen zu erhöhen. Das ist doch mal eine gut-sozialdemokratische Idee?
Ja. Klingt plausibel. Solange ich weiß, dass Verluste später steuerlich belohnt werden, verbrenne ich das Geld in größenwahnsinnigen Investments, Firmenaufkäufen oder sonstwas. Gut für die Jobs und die eher mittelständische Wirtschaft wäre, diejenigen steuerlich zu belohnen, die Rücklagen bilden, Gewinne im Unternehmen lassen – wenn man wirklich was gegen die Pleiten der Kleinen und die rasanten Zukäufe der Großen tun will.
Gestern hat sich in Berlin eine linke Wahlalternative getroffen. 2006 wird eine neue linke Partei antreten. Wird das noch eine linke Sekte – oder hat die SPD eine echte Sorge mehr?
Das Potenzial von „Wahlalternative“ und „Initiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ wäre, bei einer Fusion mit der PDS das Beirädchen zu geben – Linke im Westen als Ausgleich zum dann neuen Gewicht im Osten. Das wäre das Nach-vorne-Konzept für die SPD – in die Richtung schien Lafontaine zu wollen. Außerhalb von PDS oder SPD werden die „Wahlalternative“ und „Initiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ nur das nächste Wahlergebnis für die SPD ein paar Promille desaströser machen.
Viele Kommentatoren meinen, dass Angela Merkel kein Programm hat und nur von der SPD-Krise profitiert. Richtig?
Bei der Gesundheitsreform hat Merkel zurzeit sogar ein paar Programme zu viel. Die Kritik an „Reformen, die den Namen nicht verdienen“, geht einher mit Zuwanderungsreform und Ausbildungskompromiss – beides mit Merkels Unterstützung. Nein, diese Beispiele deuten eher an, dass sie für jeden Zweck das Passende in der Schublade hat. Dass sich das dann in sich heftig widerspricht, sieht man der Opposition eher nach.
Zuwanderung und die Lehrstellen haben SPD und Union faktisch gemeinsam geregelt. Wäre eine echte große Koalition nicht ehrlicher?
Um während der Legislatur eine Entscheidung gegen Edmund Stoiber zu ihren Gunsten zu erzwingen, hätte Angela Merkel eine große Koalition nützen können – als Vizekanzlerin wäre sie genuine Kandidatin bei Neuwahlen. Das ist sie jetzt auch so. Schröder hingegen kann – siehe die Lobeshymnen von Rogowski und den Bossen letzte Woche – solo besser die Karte spielen, dass er seiner Klientel die Grausamkeiten besser verkaufen kann. Das bleibt jetzt bis zu Neuwahlen so.
Und was macht die deutsche Nationalmannschaft?
Mir Sorgen. Aus dem Turnier rausfliegen, ohne dass Ottmar Hitzfeld Neu Rudi wird, ist ja wohl gar kein Fortschritt.
FRAGEN: SR