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Hitzewelle brandet

Rekord-Temperaturen in der Nordsee: Stärkste Warmphase seit 130 Jahren. Klimawandel oder Episode?

HAMBURG taz ■ Eine Hitzewelle für die Nordsee vermeldet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. Bereits seit 24 Monaten liege die Wassertemperatur ununterbrochen über den Durchschnittswerten, sagte BSH-Meeresphysiker Peter Löwe gestern. Dies sei die intensivste Warmphase seit 130 Jahren.

Nach den Erkenntnissen des BSH lag der Juni 2003 mit 13,7 Grad Wassertemperatur um fast zwei Grad über dem Monatsdurchschnitt. Nur der Juni 1992 hatte mit 14,2 Grad einen noch höheren Wert. Die wöchentlich herausgegebenen Temperaturkarten der Nordsee zeigen, dass seit 1988 rund 75 Prozent und seit 1997 sogar 88 Prozent aller Monate wärmer als üblich waren.

„Nichts deutet darauf hin“, so Löwe, „dass die Warmphase bald endet.“ Allerdings will er sich nicht darauf festlegen, dass diese „Temperaturanomalie“ ein Signal für den Klimawandel sei. Es könne sich auch um „eine Episode“ handeln, gibt sich der Meeresphysiker vorsichtig. „Sprunghafte Wechsel zwischen Kalt- und Warmphasen“ seien für die Nordsee typisch. Normalerweise dauerten diese fünf bis 20 Jahre.

Vor der aktuellen Erwärmung des Wassers habe es von 1977 bis 1987 ausgeprägt kalte Temperaturen des Nordseewassers gegeben. Solche Sprünge lassen sich nach den Aufzeichnungen des Bundesamtes bis ins Jahr 1873 zurückverfolgen.

Aus den aktuellen Temperaturen seien auch keine Schlüsse auf ein mögliches Auftreten von Quallen oder Algen möglich, so BSH-Sprecherin Gudrun Wiebe. Das hänge von lokalen Bedingungen wie Windstille oder Sauerstoffmangel ab.

Die Badetemperaturen erreichen derweil Werte wie sonst im Mittelmeer: In der Nordsee liegen sie stellenweise bei 21 Grad, in der Ostsee sogar noch darüber. sven-michael veit

Infos: www.bsh.de