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Archiv-Artikel

Prima Klimahaus

Bremerhavens Touristik-Pläne werden konkret: Das Land baut für 70 Millionen Euro ein „Klimahaus“ nach dem Erfolgskonzept des „Universum“

Von kawe
Vulkanausbrüche, Zyklone und Schneestürme sollen in Bremerhaven erlebbar sein

Bremerhaven taz ■ „Wir schaffen eine einzigartige, wissenschaftlich fundierte Besucherattraktion zum Thema Klima. Die Besucher sollen die Kräfte der Natur und der Wechselwirkungen des Klimas auf dem Planeten Erde verstehen und erleben. Bremerhaven soll zum Schmelzpunkt von wissenschaftlicher Klimaforschung und öffentlichem Interesse am Thema Klima werden.“ Mit diesen Worten hat Arne Dunker, Geschäftsführer bei „Petri&Tiemann“, gestern in Bremerhaven die Details des geplanten „Klimahauses“ vorgestellt.

Dies ist der dritte Anlauf, den Bremerhavens Wirtschaftsförderer unternehmen, um eine moderne Attraktion auf die historische Brache im Zentrum der Stadt zu realisieren. 680.000 Mark zahlte die Stadt Bremerhaven Mitte der 90er Jahre, damit der US-Investor Peter Chermayeff für das historische Gelände „Alter/Neuer Hafen“ ein phantastisches Großaquarium skizzierte. An die 20 Millionen Mark wurden später an den Frankfurter Projektentwickler Jürg Köllmann gezahlt für verschiedene bunte Planungen einer Großattraktion „Ocean Park“. Auch daraus wurde bekanntlich nichts.

Das „Klimahaus“ soll nicht in denselben Schubladen enden, sondern 2005 zur Seglerparade „Sail“ fertig werden – und es sieht so aus, als könnte das klappen. Die Tourismus-Pläne sind von schwindelerregenden Zahlenspielen auf eine 70-Millionen-Investition heruntergeholt worden, die zudem voll vom Land finanziert wird. Damit reduziert sich das private Risiko auf den Betrieb des „Klimahauses“. Dafür ist die Firma Petri&Tiemann gewonnen worden, die mit dem Universum in Bremen unter Beweis stellt, dass sie die geplanten Dimensionen bewältigen kann.

Die neuen Planungen sind dabei sehr viel weniger Entertainment und kommerzialisiertes Spektakel als die Köllmann-Phantasien. „Das Klimahaus arbeitet mit Effekten, aber es ist keine Schauveranstaltung“, sagen die Planer. Mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) ist eine der weltweit führenden wissenschaftlichen Einrichtungen der internationalen Klimaforschung geich nebenan, und das AWI ist dem Klimahaus als Kooperationspartner verbunden.

Streng genommen soll der Name „Klimahaus Bremerhaven 8 Grad Ost“ lauten, denn die Idee, die die Gruppe „Kunstraum“ aus Hamburg im Detail ausführte, ist es, die Besucher auf dem 8. Längengrad durch die Klimazonen der Erde zu führen. Von Bremerhaven als Startpunkt der Reise geht es über einen Gletscher in der Schweiz nach Sardinien und dann über die Sahelzone direkt in den afrikanischen Tropenwald. Weiter geht es durch die Kälte der Antarktis in die Südsee. Die Reise thematisiert die Wunderwelt der Tiefsee wie die Lebensbedingungen der Walfänger in Alaska und führt über einen Nordsee-Sturm nach Bremerhaven zurück.

Welche Elemente diese unterschiedlichen Klimazonen bestimmen und wie sie im Wechsel miteinander das Wettergeschehen beeinflussen, steht im Mittelpunkt eines zweiten Ausstellungsbereiches. Auf fünf Raumebenen erleben die Besucher die Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft und Leben. Zyklone, Vulkanausbrüche oder Schneestürme vermitteln einen buchstäblich mitreißenden Eindruck von den Kräften, die das komplexe System des Erdklimas bestimmen.

Im dritten Ausstellungsbereich präsentiert das Klimahaus aktuelle Ergebnisse der weltweiten Klimaforschung. Die Besucher sollen erfahren, wie das Wetter in der Erdgeschichte gewesen ist und wie es sich künftig entwickeln könnte.

Neben dem Klimahaus sollen ein Einkaufszentrum („Mediterraneum“), ein Kongresshotel und eine Sportbootmarina gebaut werden. Das erfolgreichste Petri&Tiemann-Projekt, das Bremer „Universum“, lockt mehr als 500.000 Besucher pro Jahr. Das Bremerhavener Klimahaus kalkuliert für die Zukunft mit 600.000 Besuchern. kawe