: „Ganz klar gegen eine Umlagefinanzierung“
Klaus-Dieter Teufel, Vize-Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), fordert staatliche Programme für Lehrstellen. Eine Ausbildungsplatzabgabe erhöhe nur die Arbeitskosten
taz: Herr Teufel, sollte man Berlin und Brandenburg verlassen, wenn man eine Lehrstelle sucht?
Klaus-Dieter Teufel: Darum geht es nicht. Es geht erst mal darum, ob es gelingt, allen Ausbildungsplatzsuchenden ein Angebot zu machen. Alle, die hier in der Region politische Verantwortung tragen, werden gemeinsam ermitteln, wie groß die Lücke in etwa sein wird. Und wir gehen davon aus, dass es gelingen wird, zum Beispiel mit dem Bund-Länder-Sonderprogramm, mit den Programmen der Länder und den Angeboten der Arbeitsämtern, diese Lücke zu schließen. Wie in den letzten Jahren auch.
Was aber ist mit den betrieblichen Ausbildungsplätzen?
Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze reicht nicht aus, um allen Bewerbern ein entsprechendes Angebot zu machen. Genau an der Stelle haben wir ein Problem und deshalb brauchen wir Sonderprogramme.
Warum soll der Staat die Leute ausbilden, die später in den Betrieben arbeiten?
Da können Sie auch fragen: Warum bildet der Staat Studenten aus, zahlt die Hochschulfinanzierung? Warum zahlen die Studenten nicht selbst? Warum bezahlen die Jugendlichen, die sich ausbilden lassen, kein Geld dafür, dass sie ausgebildet werden? Das ist doch ihr Interesse, sie verwerten doch ihre Ware Arbeitskraft, wenn Sie so wollen.
Aber der Ball ist doch bei Ihnen. Die Kassen in Berlin und Brandenburg sind fast leer. Lassen sich die Betriebe so schwer überzeugen?
Wir versuchen seit Jahren die Betriebe zu überzeugen, mehr auszubilden. So ist es uns gelungen, die Zahl der Ausbildungsbetriebe zu erhöhen. Die betrieblichen Ausbildungsplätze hängen aber auch von der wirtschaftlichen Lage insgesamt ab.
Bliebe also nur die in der Agenda 2010 angekündigte Ausbildungsumlage: Wer nicht ausbildet soll zahlen?
Nein, die Vereinigung der Unternehmensverbände (UVB) hat ganz klar erklärt, dass sie gegen diese Umlagefinanzierung ist. Schließlich sind wir uns auch mit dem DGB einig, dass es im Moment darum geht, die Lohnzusatzkosten zu senken. Und wir wissen, dass eine Ausbildungsplatzabgabe zu einer weiteren Erhöhung der Arbeitskosten führt.
Nach einer Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft befürworten sogar 25 Prozent der nicht ausbildenden Betriebe diese Abgabe.
Die Betriebe, die das befürworten, sind aber nicht der Meinung, dass der Staat das regeln sollte. Sie sind der Meinung, dass die Wirtschaft das selbst regeln soll.
So steht es auch in der Agenda 2010. Erst wenn die Wirtschaft nicht selbstständig zu einer Regelung kommt, wird es ein Gesetz geben.
So ist es. Und jetzt werden wir erst mal die Ausbildungsplatzbilanz abwarten, dann werden wir die Diskussion erneut führen. Nicht zum jetzigen Zeitpunkt.
INTERVIEW: NICOLAI KWASNIEWSKI