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Archiv-Artikel

Erste Anlaufstelle für jugendliche Aussiedler

Langeweile und Frust treiben Jugendliche aus Osteuropa überdurchschnittlich häufig in kriminelle Milieus, konstatiert der Kölner Verein ZMO-Phönix. Seine Mitglieder kümmern sich um Neuankömmlinge im Stadtteil Chorweiler

KÖLN taz ■ Im Kölner Stadtteil Chorweiler gibt es jetzt eine Anlaufstelle speziell für junge Aussiedler. Ziel sei es, Jugendliche von der Straße zu holen und sie vor Alkohol- und Drogenmissbrauch, Diebstahl und Schlägereien zu bewahren, erklärt Vladimir Moor, Vorsitzender des Vereins ZMO-Phönix-Jugend, der die Beratungseinrichtung unterhält.

„Viele junge Aussiedler, die nach Köln kommen, haben erst einmal nichts zu tun. Sie müssen warten auf Sprachkurse, Schulen oder Weiterbildungen. In der Zwischenzeit sitzen sie zu Hause herum und machen nichts oder schließen sich auf der Straße in Cliquen zusammen“, schätzt er die Situation der Jugendlichen ein. Es sei vor allem Langeweile, glaubt Moor, durch die viele junge Aussiedler in Straßengangs geraten. Solche Gruppen gebe es insbesondere in Chorweiler und Porz, wo „viele Aussiedler auf engem Raum leben“.

Um die Integration der jungen Aussiedler zu fördern, bietet ZMO-Phönix-Jugend Weiterbildungen wie Sprach- und Computerkurse an. Zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) will der Verein außerdem ein Physikprojekt ins Leben rufen, das den Acht- bis Zwölfjährigen auf spielerische Weise Themen der Physik erklären soll. Auch sportliche und kulturelle Aktivitäten kommen nicht zu kurz. Fußballturniere und Kunstausstellungen sollen organisiert werden, Musikgruppen von Klassik bis Pop gegründet und Freizeitkurse von Kampfsport bis Pantomime angeboten werden.

Für Jugendliche und Erwachsene bietet der Verein außerdem ein sozialpsychologisches Integrationstraining an, „um Ängste und Hemmungen abzubauen und das verloren gegangene Selbstwertgefühl wiederzufinden“, so Moor. Zusätzlich organisiert eine Selbsthilfegruppe eine Entspannungstherapie. Um junge Aussiedler auch in allen sozialen Fragen und zum Beispiel bei Behördengängen zu unterstützen, stellt ZMO Phönix-Jugend zwei Mal wöchentlich einen Berater zur Verfügung.

Der Verein, der im Mai 2000 gegründet wurde, entstand aus einer Kooperation von „Zusammenarbeit mit Osteuropa“ (ZMO) und „Phönix Jugend“, einem russlanddeutschen Kultur- und Sportverein. ZMO-Phönix-Jugend, der ein knappes Dutzend ehrenamtlicher Mitarbeiter sowie eine feste Beratungsstelle hat, finanziert sich komplett aus Mitgliedsbeiträgen (30 Euro pro Jahr) und Spenden.

Sandra Erbacher

ZMO-Phönix-Jugend, 0221/709 06 51, Beratungen Di 10-12 Uhr, Do 14-16 Uhr