Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Am Donnerstag geht Berlin in die Sommerferien und auch der Stadttheaterbetrieb läuft sachte dem Ende der Spielzeit entgegen. Letzte Premieren locken: zum Beispiel ins HAU 1, wo es am Mittwoch Sebastian Baumgartens Inszenierung „Epidemic“ zu sehen gibt, die nach einem Film von Lars von Trier entstand. Ein Regisseur und ein Autor arbeiten an einem Drehbuch über eine Seuche, während plötzlich eine reale Seuche ausbricht – ein idealer Zustand für zwei ansonsten kaum kommunizierende Bereiche, nämlich Realität und Kunst, miteinander Kontakt aufzunehmen. Mit dem oratoriumhaften Abend (ein Orchester, 19 Posaunisten und eine Rockband werden angekündigt), dessen musikalische Leitung der amerikanische Dirigent Ari Benjamin Meyers hat, setzt das HAU seine Recherchen zu einem zeitgenössischen Musiktheater fort. Die letzte Premiere dieser Spielzeit im Kinder- und Jugendtheater Carrousel dreht sich um ein altes Problem: die friedliche Koexistenz der Religionen, zu welcher der Herr Lessing mit seinem märchenhaften Drama „Nathan der Weise“ ein wenig beizutragen wünschte – leider, wie man ja sagen muss, bislang vergebens. Carrousel-Hausherr Manuel Schöbel inszeniert den Klassiker für Kinder und junge Leute. Im Übrigen hat der Sommer den Vorteil, dass auch die Hochkultur jetzt ab und zu etwas niedriger hängt. Im Theater unterm Dach etwa gibt es ab Donnerstag eine recht unorthodoxe Fassung von Goethes „Faust“ zu sehen, die schlicht und ergreifend „Grete“ heißt, weil dieser Blick hinter die Kulissen des Dramas einmal gänzlich ohne den einstigen Titelhelden Faust auszukommen versucht. Und wer angesichts der allgemeinen Wetterlage die Hoffnung auf wärmere Zeiten langsam aufzugeben beginnt, der sollte ins Dock 11 zu Sven Seegers neuer Tanzperformance gehen: „Whatever – The Power Of Positive Thinking“.