Sagahafte Rendite

Hamburgs größte Wohnungsgesellschaft beschert der Stadt hohe Einnahmen – und den Mietern immer weniger Sozialwohnungen

Von Marco Carini

„Wir schulden unserem Gesellschafter eine überdurchschnittliche Rendite“, bringt Saga-Vorstandschef Lutz Basse die Erwartungen der Stadt auf den Punkt. Und Hamburgs größter Wohnungsverwalter, der zusammen mit der ihm angeschlossenen GWG rund 135.000 Wohnungen betreut, kann mit kräftigen Überschüssen aufwarten. Um mehr als zehn Millionen Euro konnte der Unternehmensverbund seine Überschüsse im vergangenen Jahr steigern: von 25,5 (2002) auf 36,9 Millionen Euro.

Damit konnte die Saga nicht nur die „Plandividende“ in Höhe von sieben Millionen Euro an die Stadt ausschütten, sondern obendrauf noch einmal 5,2 Millionen Euro ans leere Stadtsäckel abführen. Hinzu kommen weitere 4,0 Millionen Euro, mit denen die GWG ein Altdarlehen der Stadt aus ihren Überschüssen bedient. Für Basse sind solche Zahlen die besten Argumente, die immer wieder auftauchende Diskussion um die Privatisierung von SAGA und GWG im Keim zu ersticken.

Einen Rekordbetrag von knapp 303 Millionen Euro konnte die Aktiengesellschaft in die Renovierung und Modernisierung des eigenen Bestandes pumpen. Ein Schwerpunkt ist dabei die moderne Umgestaltung und Verdichtung bestehender Wohnkomplexe etwa am Luruper Lüttkamp oder in der Horner Riedsiedlung.

Bescheiden dagegen ist die Neubautätigkeit von SAGA und GWG: Gut 250 Wohneinheiten werden Jahr für Jahr fertiggestellt – nicht mehr als 0,2 Prozent des aktuellen Bestandes des Verbundes. „Mit unserer Neubautätigkeit sind wir auf die propagierte wachsende Stadt nicht eingestellt“, formuliert Lutz Basse diplomatisch den Widerspruch zwischen der politischen Leitperspektive des Senats und dem von ihm faktisch unterstützten Wohnungswachstum.

Die schmale Neubautätigkeit kann so auch die Zahl der Wohneinheiten nicht ausgleichen, die Jahr für Jahr aufgrund zeitlich auslaufender Belegungsbindungen ihren Status als Sozialwohnungen verlieren und in den freien Wohnungsmarkt hinüberwechseln. Allein 2003 schmolz die Zahl der Sozialwohnungen von SAGA und GWG um 3.000 auf 66.350 ab.

Damit sinkt auch die Zahl der preisgünstigen Hamburger Wohnungen: Die Nettokaltmiete der aus der Bindung gefallenen Wohnungen von SAGA und GWG liegt um knapp 60 Cent pro Quadratmeter über der Durchschnittsmiete der Sozialwohnungen. „Wir werden“, räumt Basse ein, „die Zahl der Sozialwohnungen nicht halten können.“ Bereits im kommenden Jahr werden SAGA und GWG erstmals mehr frei finanzierte Wohneinheiten als Sozialwohnungen in ihrem Bestand haben.

Bescheiden ist auch die Zahl der Wohnungen und Reihenhäuser, die SAGA und GWG an ihre Mieter verkaufen. 128 „Objekte“ waren es im Vorjahr, die einen Zusatzerlös von rund 13 Millionen Euro einbrachten. 2004 soll die Zahl auf 150 bis 200 Wohneinheiten gesteigert werden.

Eines der größten laufenden Neubauprojekte betrifft das Unternehmen selbst: Noch in diesem Jahr soll der Wohnungsriese mit seinen zahlreichen Tochterunternehmen in einen Büroneubau an der Poppenhusenstraße 2 in Barmbek umziehen. Durch die Zusammenführung der bislang räumlich getrennten Unternehmen sollen jährlich rund 600.000 Euro eingespart werden – an Miete.