Emanzipation „oben mit“

Betr. „Streiten auf der Schleimspur“, taz bremen vom 9. Juni 2004 Bezugnehmend auf Ihren Artikel darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich nicht nur die so genannten Kopftuch-Muslima von unlauteren, politischen Absichten distanzieren. Hierzu möchte ich dringend auf die gemeinsame Stellungnahme islamischer Organisationen in Deutschland aufmerksam machen. Auch an dem besagten Abend wurde mir wieder deutlich, wie wenig unsere Stimme in den Medien wiedergegeben wird und die Menschen über unsere Haltung dazu nur das wissen, was uns die Koftuchgegner in den Mund legen.H. Sharif, Syke

Frau Karaköz, die Referentin und Lehramtsanwärterin hatte es nicht leicht, gegen eine dicke Mauer der Ablehnung, die ihr nicht nur von Frau Hauffe und Frau Kleff entgegenkam, sondern auch vom Publikum, das eine überwiegend ablehnende Haltung hatte. Mich hat umso mehr ihr Mut und Selbstbewusstsein beeindruckt, sich dieser Situation zu stellen. Wenn die gebildeten, muslimischen jungen Frauen das gleiche Erscheinungsbild und Auftreten haben, dann sollten wir uns nicht von unserer arroganten Selbstherrlichkeit leiten lassen und sie verbieten, sondern als Bereicherung in unserer Gesellschaft aufnehmen. Sie werden sich ihren rechtmäßigen Platz in dieser Gesellschaft erobern, ob mit oder ohne unsere Zustimmung. Ihre Emanzipation in dieser Gesellschaft können auch Gesetze nicht aufhalten. Miriam Biberstein, Bremen

Die von Frau Kleff vertretene Forderung zur Lösung des Kopftuchproblems, es solle doch eine Trennung von Staat und Religion, nicht aber von Staat und Kirche und das Ganze beschränkt auf die islamische Religionsgemeinschaft geben, soll man sich wohl als eine Art Teil-Laizismus vorstellen??? Teil-Laizismus, beschränkt auf den Islam? In Südafrika nannte man das Apartheid. Ist schon erstaunlich, wie erfinderisch einige Menschen Diskriminierung und Ausgrenzung umschreiben können. Sabine Gerlach, per email

Hat sich eigentlich bei der ganzen Debatte jemand gefragt, was für eine Signalwirkung diese antiislamische Haltung hat? Sie kann von uns Muslima nur so verstanden werden, dass wir uns noch so integrationswillig zeigen können, noch so loyal und gesetzestreu sein können, wir bekommen trotzdem nur einen Tritt ins Ausseits. Wenn dann auch noch so geistreiche Überzeugungen an den Tag gelegt werden, wie dies bei Frau Hauffe (Frauenbeauftragte Bremen) geschehen ist, die allen Ernstes fordert, dass hier lebenden, gebildeten und integrationswilligen jungen muslimischen Frauen wegen ihres Kopftuches ein Berufsverbot erteilt wird, um damit die Unterdrückung der Frauen in Afghanistan, Irak und sonstwo abzuschaffen, kann sie nicht erwarten, ernst genommen zu werden; und die Politik verliert nicht nur extrem an Glaubwürdigkeit, sondern auch das Vertrauen von über 600.000 Wählern. Besonders wir muslimischen Frauen sprechen der Politik unser Vertrauen ab. Wir fühlten uns bisher trotz aller Schwierigkeiten zumindest im Schoße des Grundgesetzes geborgen, doch auch diesen Boden unter unseren Füßen will man uns nehmen. A. Yüzbasi, Muslima ohne Kopftuch, per email