Blutzoll auf den Straßen
: Bleifuß mit Scheuklappen

Die automobile Fixiertheit dieses Senats nimmt groteske Züge an. Die allermeisten Unfälle wurden von AutofahrerInnen verursacht, die allermeisten Toten fielen überhöhter Geschwindigkeit zum Opfer – doch die Schlussfolgerung bleibt, den Temporausch auf Hamburgs Straßen nicht zu drosseln.

Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT

Den Wirtschaftsverkehr fließen zu lassen, ist ein im Grundsatz legitimes Anliegen. Doch noch immer sind fast die Hälfte aller Autofahrten in dieser Stadt kürzer als fünf Kilometer, noch immer stehen PKWs im Durchschnitt mehr als 23 Stunden täglich in der Gegend rum.

Daran etwas ändern können ein attraktiver, schneller und flächendeckender Nahverkehr sowie eine höhere Verkehrssicherheit für FußgängerInnen und RadfahrerInnen. Voraussetzung dafür aber wäre eine Einsicht, die Schwarz-Schill aufgrund ideologischer Scheuklappen nicht akzeptieren will: die Gleichberechtigung aller VerkehrsteilnehmerInnen anzuerkennen.

Stattdessen werden die falschen Ideen mit Elan umgesetzt. Die Stadtbahn wurde beerdigt und der Radwegebau eingestellt, Tempo-30-Zonen und Poller werden abgeschafft und Radarkontrollen entschärft. Der Freifahrtschein für Bleifüße ist das Gegenteil von einem modernen Mobilitätskonzept für eine Metropole, in der seit Jahren der Verkehr einen höheren Blutzoll fordert als die Kriminalität.

Es sieht nicht so aus, als ob Schwarz-Schill willens ist, die Gefahren für Leib und Leben in dieser Stadt zu mindern. Im Gegenteil.