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Archiv-Artikel

Marktführer sorgt sich um Ordnung im Netz

Der Kölner Verlagsriese M. DuMont Schauberg sieht sein Anzeigengeschäft durch einen kleinen Online-Anbieter bedroht und klagt wegen Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht. Nun streiten sich beide Parteien um den Streitwert

KÖLN taz ■ Wie dünn das Nervenkostüm des größten Kölner Verlagshauses, M. DuMont Schauberg (MDS), angesichts rückläufiger Werbeeinnahmen ist, musste jetzt der Betreiber des Internet-Marktplatzes koelnzoom.de erfahren. Auf dieser Internetseite können private Anbieter kostenlos und gewerbliche Nutzer gegen Gebühr vom Auto bis zur Schallplatte Waren zum Kauf anbieten. Ein ähnliches Angebot unterhält auch der Anzeigenverbund von MDS (Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express). Dessen Reaktion auf das kürzlich eröffnete Internetportal koelnzoom kam prompt: Geschäftsführer Cenk Menkue wurde von MDS wegen Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht auf Unterlassung verklagt.

Denn, so argumentierten die Anwälte von MDS in ihrem Schreiben an Menkue vom 23. April: Auf der schlicht gestalteten Website von koelnzoom seien die gewerblichen von den privaten Anzeigen nicht zu unterscheiden, außerdem tauche im Impressum nur der Firmenname auf. Das sei rechtswidrig. Den Streitwert bemaß die Kanzlei Linklaters, Oppenhoff und Rädler auf 150.000 Euro, was für Menkue Kosten in Höhe von rund 1.600 Euro bedeutete.

Der Jungunternehmer willigte in die Unterlassungserklärung ein und änderte die beanstandeten Teile seiner Website. Den Streitwert kürzte er allerdings auf 10.000 Euro, um die resultierenden Kosten zu senken. Doch damit ist MDS nicht einverstanden: „Wenn der volle Streitwert nach Herrn Menkues Vermögens- und Einkommensverhältnisses für ihn tatsächlich nicht tragbar sein sollte, sind wir gerne bereit, den Streitwert zu senken, ggf. sogar auf den von Herrn Menkue für angemessen gehaltenen Betrag“, so MDS gegenüber der taz. Doch Menkue habe bisher die Schreiben der Anwälte nicht einmal beantwortet, monierte das Verlagshaus Ende vergangener Woche.

„Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen“, sagt Menkue. Der 33-Jährige hatte das kleine Startup-Unternehmen Anfang diesen Jahres gegründet. Zuvor hatte der BWL-Absolvent der Kölner Fachhochschule nach eigenen Angaben anderthalb Jahre erfolglos einen Job gesucht. Rund 250 Anzeigen in 28 Kategorien von „Auto“ bis „TV&Video“ fanden sich Ende letzter Woche auf koelnzoom. In einem Schreiben an die von MDS beauftragte Anwaltskanzlei habe er inzwischen die Besucherzahl und die Einnahmen im fraglichen Zeitraum aufgelistet: 2.000 Interessenten hätten ihm insgesamt 136 Euro eingebracht.

Doch MDS sieht in dem Ein-Mann-Unternehmen offenbar eine Bedrohung seiner Stellung im regionalen Anzeigengewerbe. „Erhebliche Umsatzeinbußen“ in diesem Sektor führt der Konzern als Grund für seine Wachsamkeit an. Außerdem achte MDS „generell darauf, dass Konkurrenten nicht mit wettbewerbswidrigen Mitteln arbeiten“.

SEBASTIAN SEDLMAYR