Der Supersenator

Michael Freytag erledigt seinen Job routiniert, hat aber kaum Profil erkennen lassen

Auch wenn die ersten 100 Tage am vergangenen Wochenende noch nicht ganz vorbei waren – ein SPD-Bausenator wäre für das Stau-Desaster am Elbtunnel von der Springer-Presse geschlachtet worden. Eine Katastrophenschutzübung in der vierten Röhre hatte eine 20 Kilometer lange Schlange verursacht, weil die Behörde daran scheiterte, jeweils drei Spuren nach Norden und nach Süden frei zu geben. An Michael Freytag aber, CDU-Senator der neu geschaffenen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, ging der Kelch, für das Verkehrschaos gescholten zu werden, fürs Erste vorbei.

Der ehemalige Fraktionschef hat mit der Baubehörde ein Schlüsselressort übernommen, ist dabei aber von großen Kontroversen verschont geblieben. Ein eigener Gestaltungswille war bisher nicht zu erkennen. Seine Amtsgeschäfte erledigt der 46-Jährige zumindest im öffentlichen Auftreten mit der Souveränität des politischen Routiniers.

Der neue Senator scheint Umweltproblemen weniger fern zu stehen als sein Vorgänger Peter Rehaag (Schill-Partei) und verfügt mit seiner Staatsrätin Herlind Gundelach über kompetentere Unterstützung als dieser. In seinen Reden hat sich Freytag dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet. Wie ernst ernst er das meint, ist offen.

Die von seinen Vorgängern begonnene Umweltpartnerschaft mit Unternehmen passt dabei zum wirtschaftsfreundlichen Kurs des Senats. Immerhin hat Freytag die Ausweisung der Unterelbe als FFH-Schutzgebiet durchgesetzt. Er hat aber auch die Zuwendungen für die Umweltverbände ab 2005 um 150.000 Euro gekürzt. Unter seiner Ägide ist die Suche nach Recyclingflächen für die Wachsende Stadt intensiviert worden. Kürzlich hat er mit dem Aufsichtsratsvorsitz der Hafencity GmbH die Verantwortung für das Projekt übernommen. Mehr auch nicht. Gernot Knödler