: Einfache Einbürgerung
Nur ein Viertel der Prüflinge nimmt an Vorbereitungskursen für den Einbürgerungstest teil. Trotzdem bestehen rund 98 Prozent. GAL-Expertin fordert trotzdem, die Einbürgerung zu vereinfachen
VON GERNOT KNÖDLER
Der Einbürgerungstest ist offenbar eine niedrigere Hürde als befürchtet. Bei den Prüfungen der Volkshochschule (VHS) haben nur vier oder fünf von 542 einbürgerungswilligen MigrantInnen den Test nicht bestanden. Das entspricht ungefähr den bundesweiten Erfahrungen, nach denen die Erfolgsquote bei 98 Prozent liegt. Dabei sei das Interesse an den Vorbereitungskursen geringer als erwartet, sagt die Geschäftsführerin der VHS, Marlene Schnoor. „Ein Viertel der Interessenten hat am Kurztraining zur Vorbereitung teilgenommen.“
Seit dem 1. September müssen Einbürgerungswillige „Kenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung und der Lebensverhältnisse in Deutschland“ nachweisen. Geprüft wird das mit einem Test aus 33 Multiple-Choice-Fragen. Wer 17 davon binnen einer Stunde richtig beantwortet, hat bestanden. Die Fragen werden jeweils aus einem Katalog von 300 bundesweiten und zehn länderspezifischen Fragen zusammengestellt. Der Fragenkatalog ist öffentlich.
In Hamburg muss das richtige Wappen der Stadt angekreuzt werden. Migranten müssen wissen, dass Altona aber nicht Hemelingen ein Bezirk ist, wie lange die Legislaturperiode dauert und wie der Regierungschef genannt wird.
Das gute Abschneiden erklärt sich VHS-Chefin Schnoor damit, dass sich viele Menschen um die deutsche Staatsbürgerschaft bewarben, die schon lange hier lebten. Viele junge Leute seien darunter, die hier aufgewachsen seien, aber auch eine Menge Ältere, die sich spät entschlossen hätten, ihren Lebensabend hier zu verbringen.
Die VHS, die als einzige Stelle in Hamburg den Test abnimmt, rechnet damit, spätestens in zwei Wochen ihren tausendsten Prüfling begrüßen zu können. Neben dem Einbürgerungstest müssen die Antragsteller nachweisen, dass sie Alltagsdeutsch sprechen und schreiben können.
Trotz der hohen Erfolgsquote hält Bettina Machaczek von der CDU-Fraktion den Test nicht für überflüssig. Bei der Einbürgerung gehe es um eine Vergewisserung für beide Seiten. Ähnliche Tests gebe es auch anderswo.
Für den SPD-Abgeordneten Bülent Ciftlik geht es beim Thema Integration um weit mehr als ein paar Testfragen. Identität sei nicht gleichbedeutend mit Wissen. Die deutsche Gesellschaft müsse Migranten klarmachen: „Ihr seid willkommen!“
Hauptgrund für den starken Rückgang bei der Einbürgerung sei die schlechte wirtschaftliche Lage vieler Einbürgerungswilliger, sagt die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Nebahat Güclü. Trotzdem stellten der Einbürgerungstest und das geforderte Sprachniveau schädliche Hürden dar. „Wir müssen die Einbürgerung vereinfachen, weil nur sie Chancengleichheit ermöglicht“, fordert Güclü.