: Ein Gigant von 140 Gramm
Jährlich werden weltweit mehr als zwei Milliarden T-Shirts verkauft. Ein einfaches T-Shirt, in Thailand gewebt, kostet gerade mal zwanzig Cent in der Herstellung.
Ein „Fruit of the Loom“-T-Shirt, der unifarbene Klassiker der Jersey-Oberbekleidung, wiegt genau 140 Gramm. Das Logo „erfand“ die Tochter des amerikanischen Stoffhändlers Rufas Skeel 1851, als sie auf den Stoffen ihres Vaters einen Apfel und Trauben malte. 1875 wurde das Stillleben das Logo der Marke.
Egal ob buntes Bildchen oder politisches Statement: Beide gelangen auf gleiche Weise aufs T-Shirt: Die Heißtransfertechnik wurde im Jahr 1963 erfunden: Man wählt ein Motiv, zeichnet oder druckt es auf Spezialpapier. Verkehrt herum auf den Stoff gelegt und mit Hitze bearbeitet (ein Bügeleisen reicht völlig), kommt das Motiv aufs T-Shirt.
Der Designer Issey Miyake erfand 1999 das A-POC-Konzept (A Piece of Cloth). Seitdem ist es möglich, ein Kleidungsstück aus nur einem Stück Stoff herzustellen. Seine Form wird über den Computer und ohne Nähte im Stoff realisiert.
Die Baseball-Mannschaft „Giants“ druckte in den 1950er Jahren als erstes Sportteam die Nummern und manchmal auch die Namen der Spieler auf ihre T-Shirts. Sie trugen sie zum ersten Mal bei einem Match gegen die Brooklyn Dodgers.
Sehr bekannt und beliebt ist das gestreifte T-Shirt. Coco Chanel trug es schon Ende der 1930er-Jahre. Sie war die Pionierin eines eleganten, gleichzeitig unkomplizierten Stils. Das gestreifte T-Shirt ist die Uniform der besseren Yachtclubgesellschaft. Mitte des 19. Jahrhunderts war es die offizielle Bekleidung der französischen Matrosen, ein Jahrhundert später wird es zum Modephänomen in Saint-Tropez. Berühmte Streifen-Träger: Pablo Picasso und Jean-Paul Gaultier.
Kunst trifft T-Shirt: In den 1980er-Jahren begannen Künstler, allen voran Keith Haring, ihre Werke auf T-Shirts zu drucken und so ihre Bilder der Massen- und Alltagskultur einzuschreiben. Auch wer sich kein Originalkunstwerk leisten konnte, ein T- Shirt aus dem Museum mit ebenjenem als Aufdruck war für jedermann erschwinglich.
Ein Großteil der T-Shirt-Motive kommuniziert die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Szene. So machen Fan-Shirts eine klare Ansage. Smiley-T-Shirts waren lange das Fetisch der House-Music-Fans. Der große rote Mund mit ausgestreckter Zunge muss nicht erklärt werden. Grüne, gelbe und rote Streifen machen eine Reggae-Fan leicht identifizierbar. Fußball-Trikots zeigen die Liebe zur gewählten Mannschaft. Nur: Zu welcher Szene bekennen sich „Hard Rock Café“-Shirt-Träger?
Wer mehr über T-Shirts wissen möchte: In ihrem Buch „T-Shirt“ (Christian Brandstätter Verlag, Wien 2003, 29,90 Euro) hat Charlotte Brunel die Geschichte der Maschenware recherchiert, T-Shirt-Mythen ausgegraben und rund dreihundert Bilder gesammelt. Sie erzählt auf vierhundert Seiten Geschichten vom heutzutage wichtigsten Kleidungsstück. Die subjektive Seite der T-Shirt-Historie wird in Jakob Heins Sammelband „Mein erstes T-Shirt“ beleuchtet (mit einem Vorwort von Wladimir Kaminer, Piper, München 2003, 160 Seiten, 7,90 Euro). SUSANNE KLINGNER