: was macht eigentlich... … die BR 477?
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Zisch und aus, letzte Bremsung, wieder nimmt ein Original seinen Hut. Der ist im Übrigen feldgrau – mit Ocker und Weinrot das charakteristische Gewand der „Rundgesichter“. Über 60 lange Jahre rumpelte die S-Bahn-Baureihe (BR) 477 über die Gleise der Stadt, jetzt, vier Monate früher als vorgesehen, schickt das Unternehmen (interner Jargon: „Umstellung auf modernes Wagenmaterial“) die letzten Züge aufs Abstellgleis. Schlimmer: auf den Schrottplatz. Wo große Zangen die 477er knacken wie morsches Holz. Der Zug der Moderne ist eben nicht aufzuhalten.
Die BR 477 war die letzte Vorkriegsserie, die Berliner zur Arbeit und ins Grüne kutschierte. Wenn die S 3 nach Erkner künftig von der State-of-the-art-BR 481 bedient wird, werden Pufferküsser und Normalnutzer einige lieb gewonnene Details vermissen: die Türgriffe aus Metall, die Holzrahmen der Fenster. Und eine Geräuschkulisse, die im Rest der Republik schon lange ausgestorben ist: das Zischen der Bremsen, das dumpfe Vibrieren während der Halte, das so gar nicht dezente Zuschlagen der Türen.
Natürlich ist es richtig, den Personennahverkehr immer bequemer und moderner zu gestalten. Dennoch macht es traurig, wenn Vertrautes auf der Strecke bleibt. Bzw. in die Presse rollt. Durchgehalten hätte die 477 wohl noch lange. Weil sie nicht einfach stirbt, wird sie eingeschläfert wie ein altes Haustier. Einzelwagen rollen noch ein paar Wochen auf der S 5, dann bleibt den Fans nur noch der Weg ins Mausoleum, pardon: Museum.
CLP FOTO: S-BAHN BERLIN GMBH