: Irak: Anschläge bedrohen Wahltermin
Übergangsregierungschef Ajad Allawi erwägt Verschiebung von Parlamentswahlen. 40 Tote bei Attentat in Hilla. Terroristen drohen mit Exekution türkischer Geiseln
BAGDAD afp ■ Nach den verheerenden Anschlägen der vergangenen Tage und Wochen hat der Chef der irakischen Übergangsregierung, Ajad Allawi, die Möglichkeit einer Verschiebung der Parlamentswahl angedeutet. Seine Regierung stehe zu den Wahlen und arbeite auf dieses Ziel hin, sagte Allawi am Samstag dem US-Fernsehsender CBS. Ob die Wahl jedoch „im Januar, Februar oder März“ stattfinden könne, werde von der Sicherheitslage abhängen. Nach dem bisherigen Zeitplan soll die irakische Bevölkerung bis zum 31. Januar 2005 ein Übergangsparlament bestimmen.
Zuvor waren bei einem Bombenanschlag in der irakischen Stadt Hilla bis zu 40 Menschen getötet und 22 weitere verletzt worden, wie ein Sprecher der US-geführten Koalition sagte. Der arabische TV-Sender al-Dschasira sprach von 32 Toten. Bei dem Anschlag sollen zwei Autobomben explodiert sein. Näheres war zunächst nicht bekannt. In einer ersten Reaktion hatte es geheißen, alle Opfer seien Zivilisten.
Unterdessen drohte eine der al-Qaida nahe stehende Gruppe mit der Enthauptung von drei türkischen Geiseln. Die Entführer setzten der Regierung in Ankara eine Frist von 72 Stunden, um alle in Irak tätigen türkischen Firmen und Geschäftspartner aus dem Land abzuziehen. Der arabische TV-Sender al-Dschasira strahlte am Samstag ein Videoband aus, auf dem die türkischen Geiseln am Boden sitzend und mit ihren Pässen in der Hand zu sehen sind. Sie wurden von zwei bewaffneten und vermummten Männern bewacht. Ein Moderator las eine Erklärung vor, wonach es sich bei den Entführern abermals um Gefolgsleute des weltweit als Terroristen gesuchten Abu Mussab al-Sarkawi handelt. Erst vergangene Woche hatten Gefolgsleute Sarkawis einen Südkoreaner ermordet.