Mit dem Gerd durch die Welt

Alles über Augustin: Morgen lässt die Legende die Hosen runter – drei Stunden lang, non-stop, im OK

Sein Verdienst: Die Bewusstseins-erweiterung der Bundesrepublik

„Da zieh’ ich mich praktisch nackt aus“, sagt Gerd Augustin und grinst voll Vorfreude. „Da“ ist morgen ab 17.05 Uhr im Studio des Offenen Kanals (OK). Was wird zu sehen sein?

Viel. Schließlich ist Gerd Augustin Gerd Augustin: Der „Godfather des Krautrock“. Deutschlangs erster DJ. Erfinder des „Beatclub“. Manager von Ike und Tina Turner. Und der, der seit sechs Jahren jeden Dienstag im Offenen Kanal auf Sendung geht. Erbarmungslos.

Morgen zum 300. Mal. Zum Jubiläum hat ihm das OK-Team eine 200-prozentige Aufstockung der Sendezeit geschenkt, die Augustin zur Darstellung seines Lebens nutzen wird.

Neben den berüchtigten augustinischen Verbalattacken ist ein scharfer Ritt durch amerikanische und deutsche Rockgeschichten zu erwarten – zwangsläufig, denn Gerd war überall dabei. Er frühstückte mit Joan Baez, er ---- mit Jimi Hendrix und war, um wieder auf den heimischen Bezugsrahmen zu kommen, „1964 der populärste Mensch der Bremer Szene“. Das hat er zumindest dem „Rolling Stone“ gesagt.

Bestimmt stimmt es. Schließlich verhalf Augustin, gerade heimgekehrt aus den USA, seinen MitbürgerInnen zur bundesweit allerersten Discothek, in dem er den „Zigeunerkeller“ am Katharinenklosterhof (heute Drogerie Douglas) mit exklusiven Platten beschallte. Schon ein Jahr später beschallte er die ganze Nation: Radio Bremen übernahm sein Konzept für einen „Beatclub“, der dann bis 1972 ARD-weit lief und für neue Hörgewohnheiten sorgte. Laut „Eurock“, dem gerade erschienenen Kompendium von Archie Patterson, trug er damit wesentlich zur Bewusstseinserweiterung der Schlager-fixierten jungen Bundesrepublik bei.

Vorausschauenderweise hat Augustin sein Leben lang nicht nur aufgelegt und gemanaged, sondern auch die Kamera mitlaufen lassen. Morgen sind also allerhand Super-Acht-Bildchen und -Töne der ersten Schritte von Lindenberg, Klaus Doldinger, Katja Ebstein oder Marius Müller-Westernhagen zu erwarten.

Oder vom Rock-Jet-Set mit den Turners. Oder von den Stones in Altamount. Oder Schnipsel aus Werner-Herzog-Filmen, für die der Rastlose mit Popol Vuh die Musik produziert hat. Es lohnt sich also zu schauen und zu hören, wie Augustin seinem Ziel ein Stück näher rückt: „Ich versuche, immer an meiner Legende zu arbeiten.“

Henning Bleyl

Morgen ab 17.05 Uhr im OK Bremen, zu empfangen auch über Kabel (Kanal 11)