Jungenbüro will mit Online-Beratung helfen

Auf einer Fachtagung zu Jungen als Gewaltopfer in Bremen ging es auch um den Zugang zu den Betroffenen

Peter* wird von seinen Eltern geschlagen, Marvin schon seit der ersten Klasse von seinen Mitschülern verprügelt und gequält. Er ist isoliert, traut sich fast nichts zu und hat schon über einen Selbstmord gesprochen. Wie ein Monster sitzt den Jungen im Alter zwischen zehn und 13 Jahren die Gewalt im Nacken. Es hat lange gebraucht, bis sie über ihre Erfahrungen als Opfer reden konnten. Im Bremer „Jungenbüro“ finden sie Hilfe.

„Wenn es in der Öffentlichkeit um Jungen geht, dann meistens um ihre Bildungschancen oder um Jungen als Gewalttäter“, sagt der Bremer Pädagoge und Jungenbüro-Mitgründer Rolf Tiemann. Der Einladung des Jungenbüros zu einer Fachtagung zu den Opfererfahrungen von Jungen am Freitag war auch der Freiburger Sozialwissenschaftler Hans-Joachim Lenz gefolgt. Er vergleicht den Stand der Jungenarbeit in Deutschland mit dem der Mädchen- und Frauenarbeit in den 80er-Jahren. Er warnt: „Die Betroffenen werden erst dann ernst genommen, wenn sie sich selbst als Gewalttäter inszenieren.“ Erschwert werde die Situation, weil die wenigen Helfer besonders an die Opfer häuslicher Gewalt schwer herankommen. Das Jungenbüro, das in Zukunft als Regeleinrichtung finanziert werden soll, plant deshalb eine Online-Beratung als Ergänzung zu Selbstbehauptungskurse und Jungengruppen. EPD

* Name geändert