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Archiv-Artikel

Busse bald im Schweinsgalopp

Die BVG will mit neuem Verkehrskonzept für Bus und Tram Autofahrer locken. Das soll auch ihren Etat um Millionen entlasten. Bis jetzt aber hat sie sich nur die S-Bahn zu einem neuen Gegner gemacht

VON THORSTEN DENKLER

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen mit einem überarbeiteten Verkehrskonzept mehr Kunden gewinnen. Ab 12. Dezember sollen 24 so genannte Metrolinien das Bus- und Straßenbahnangebot ergänzen. Sie sollen 20 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche im 10-Minuten-Takt die wichtigsten Strecken auf direktem Wege bedienen, sagte BVG-Marketingdirektor Tom Reinhold am Dienstag.

Gleichzeitig sollen unrentable Linien eingestellt oder ausgedünnt werden. Betroffen sind etwa die Tramlinien 26 und 61 in Treptow-Köpenick. Die 26 soll komplett gestrichen werden, die 61 seltener als bisher fahren. Die Linien bedienen vor allem Schüler und Senioren. Die mit knapp einer Milliarde Euro verschuldete BVG will mit „BVG 2005 plus“ 18 Millionen zusätzliche Kunden pro Jahr gewinnen und ihr Jahresminus um 16,8 Millionen Euro senken. Die Pläne müssen vom Senat genehmigt werden.

Das Konzept trifft auf heftige Kritik der Berliner S-Bahn, einer Tochter der Deutschen Bahn AG. Ein Sprecher sagte, das Vorhaben sei „keine verkehrspolitische Neuerung, die der ganzen Stadt dient“. Einige der geplanten Metrolinien stünden in direkter Konkurrenz zur S-Bahn. Der Bus M 27 etwa solle künftig parallel zum Nordring und zum Teil mit einem kürzeren Takt fahren als die S-Bahnen. So würden der S-Bahn unnötig Fahrgäste streitig gemacht. Statt der schnellen Metrolinien sollte die BVG Kiezbusse einsetzen, die die Fahrgäste im besten Fall von ihrer Wohnstraße zum nächsten S- oder U-Bahnhof transportierten.

Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB begrüßte das Konzept im Grundsatz. Die Unterteilung der Bus- und Tramlinien in ein Kern- und ein Ergänzungsnetz sei die „einzige Chance“, ohne nennenswerte Investitionen Stammkunden zu behalten und Autofahrer für die BVG zu gewinnen. Wieseke wies aber darauf hin, dass das neue Netz für einen Teil der Fahrgäste eine „spürbare Angebotsverschlechterung“ bedeute. Die Verantwortung dafür trage die Politik, die der BVG die Gelder kürze.

Die BVG hatte die IGEB in die Konzept-Planungen eingebunden. Dennoch kritisierte der Verband, dass die Zeit für öffentliche Diskussion und die Einbindung der politischen Entscheidungsträger aus Abgeordnetenhaus und Senatsverwaltung nicht ausreichend gewesen sei.

Christian Gaebler, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, hält das Metrolinien-Konzept „vom Grundsatz und Ansatz her für richtig“. Es müsse nun geprüft werden, ob die Versorgung in den Bezirken sichergestellt sei. Sein CDU-Kollege, Alexander Kaczmarek, warf dem Senat dagegen Untätigkeit vor. Die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), hätte längst die Koordination des Projektes an sich ziehen müssen. Die Grünen forderten die BVG auf, Parallelverbindungen und mögliche Unterversorgung in der Fläche zu prüfen. Verkehrssprecherin Claudia Hämmerling sagte, letztlich entschieden die Kunden, ob das BVG-Konzept Erfolg habe.

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