: Der verhinderte Austausch
Bachelorstudiengänge: zu sehr verdichtet, zu wenig transparent, schwer vergleichbar
Die Zwischenbilanz der Einführung von Bachelor und Master in Deutschland fällt uneinheitlich aus. Freundlich gesagt. Am schwierigsten vielleicht ist die Frage der Internationalität – das Hauptargument, mit dem die Befürworter die neuen Abschlüsse dem Studentenvölkchen schmackhaft machen wollten. Der Bachelor, so heißt es, sei weltweit kompatibel. Die Wahrheit ist differenzierter.
Die quasiamtliche Evaluierung der neuen Studiengänge kommt zwar zu einer grundsätzlich positiven internationalen Einschätzung. Stefanie Schwarz-Hahn und Meike Rehburg fanden heraus, dass Bachelor und Master mehr internationale Kooperationen mit sich bringen, das heißt: Es gibt in 60 Prozent der Fälle einen fest integrierten Studentenaustausch. Auch werden die Seminare viel öfter in einer Fremdsprache gehalten als früher. Das sind die Vorteile, die Schwarz/Rehburg vom Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung in Kassel bei den neuen Bachelors entdeckten.
Die Nachteile beschreibt Christoph Ehmann. Seine Beobachtung lautet, dass Bachelorstudiengänge oft verkürzte und umdeklarierte Diplomstudiengänge sind. Das bringe es mit sich, dass die Studienanforderungen sich verdichten – und so die Freiheit, ein oder mehrere Auslandssemester zu unternehmen, eher sinkt als steigt. Beinahe alle Länder verfahren bei der Einführung von Bachelorn und Mastern so. „Das verhindert den internationalen Austausch“, stellt Ehmann fest, der weiß, wovon er spricht. Er leitet das Projekt Campus Europae, bei dem Studiengänge automatisch grenzüberschreitend gestaltet werden.
Christoph Ehmanns eher gefühlte Einschätzung wird auch von der Untersuchung Schwarz/Rehbergs gestützt. Die beiden Wissenschaftlerinnen haben entdeckt, dass die Vergleichbarkeit der bisher eingeführten Bachelor- und Masterstudiengänge nicht so hoch ist, wie zu erwarten wäre. Das Problem entsteht durch die Modularisierung und Bewertung der Lehrveranstaltungen – beides Maßnahmen, die ausdrücklich die Austauschbarkeit fördern sollten. Nun aber werden Studienmodule immer anders definiert, mal sind es einzelne, mal mehrere Veranstaltungen. Und selbst die europaweit gültigen Austauschpunkte, die man für ein Seminar bekommt, werden unterschiedlich interpretiert. CHRISTIAN FÜLLER