Provinzwahlen im Irak verlaufen friedlich

In den schiitischen Regionen wird das Regierungslager offenbar gestärkt. Klagen in sunnitischen Gebieten

BAGDAD/WASHINGTON dpa/ap Der Irak hat am Wochenende die friedlichste Wahl seit dem Sturz von Diktator Saddam Hussein vor sechs Jahren erlebt. Anders als bei der letzten Wahl im Jahr 2005 gab es bei der Abstimmung über die Provinzräte diesmal weder Anschläge noch Boykottaufrufe militanter Gruppen. Mit dem Ergebnis der Provinzwahlen wird frühstens am Mittwoch gerechnet.

In den schiitischen Regionen zeichnete sich am Sonntag eine Stärkung des Regierungslagers ab. Die Kandidaten, die Ministerpräsident Nuri al-Maliki unterstützten, erzielten im schiitischen Süden des Landes offenbar besonders gute Ergebnisse. Die großen schiitischen Parteien traten erstmals nicht mit einer gemeinsamen Liste an.

Schadha al-Abbusi, eine Abgeordnete der sunnitischen Konsensfront, erklärte, in mehreren Wahllokalen in den Ortschaften Haditha, al-Makdadija und in einigen Vierteln von Bagdad seien Wähler an der Stimmabgabe gehindert worden. In der Provinz Dijala hätten Polizisten und Soldaten „willkürlich“ Wähler auf dem Weg zu den Urnen festgenommen. Andernorts beklagten Wähler, die örtliche Wahlkommission habe ihre Namen nicht in den Wählerlisten gefunden.

Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben von Beobachtern je nach Region zwischen 30 und 60 Prozent. Lange Schlangen bildeten sich vor den Wahllokalen in den Provinzen Salaheddin und Anbar, in denen die meisten sunnitischen Araber 2005 aus Protest gegen die US-Besatzung nicht gewählt hatten. Da viele Iraker nicht einschätzen können, welchen Kurs der neue US-Präsident Obama einschlagen wird, war die Haltung der Kandidaten zu den USA diesmal kaum Wahlkampfthema. Es ging um Probleme wie Stromversorgung und die Vergabe von Ämtern.