Alle wollen immer nur das Gute

Trotz knapper Kassen soll die Stadt „sozial“ bleiben: Bei einer Diskussionsveranstaltung im Domforum erklären Kölner Ratspolitiker die Kinder- und Jugendpolitik zur Priorität

Köln taz ■ Horte sind gefährdet, Ganztagsschulen umstritten, viele Jugendliche finden keine Lehrstelle und die Arbeitslosigkeit wächst. „Wie sozial bleibt Köln?“, fragten die Wohlfahrtsverbände am Dienstag im Domforum und stellten vier Ratspolitiker zur Rede. Die zeigten sich an diesem Abend demonstrativ von ihrer sozialen Seite. Und alle waren sich einig, dass besonders Kinder- und Jugendarbeit auch in Zeiten knapper Klassen Priorität haben müsse.

Einsichtig zeigte sich etwa Barbara Moritz, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Die Koalition habe erkannt, dass man Horte nicht schließen dürfe, solange nicht genug Ganztagsschulen vorhanden seien. Deshalb habe Schwarz-Grün die Kürzungen bei den Horten zurückgenommen. Trotzdem verteidigte der CDU-Fraktionsvorsitzende Karl-Jürgen Klipper den Sparkurs: „Wenn man Geld ausgeben will, muss man auch sagen, woher man es nimmt.“ Dann könne man auch nicht einfach 18,9 Millionen Euro für das WM-Stadion ausgeben, erwiderte SPD-Fraktionsvorsitzender Martin Börschel.

Mit dem Verlauf der Diskussion waren offenbar nicht alle Zuschauer ganz zufrieden. Nach der Veranstaltung beschwerte sich Marion Wichmann, Erzieherin in einem Hort in Ossendorf, keiner der Politiker habe die Ganztagsschule grundsätzlich in Frage gestellt: „Sie wird immer als gute Betreuung dargestellt, aber ihre Qualität ist gar nicht definiert, es fehlen Konzepte.“ Wo im Hort ein Erzieher für zehn Kinder verantwortlich sei, müsse in der Ganztagsschule einer auf 25 aufpassen.

Beim zweiten Thema, der kommunalen Arbeitsmarktförderung, waren sich die Politiker weitgehend einig: Die Jobcenter seien effektiv und sollten beibehalten werden. Interessanterweise betonte gerade der FDP-Vertreter Marco Mendorf die Verantwortung der Kommunen für sozial Schwache, die man „an die Hand nehmen“ müsse.

Die anschließende Diskussion mit dem Publikum würgte der Moderator zum Bedauern des Publikums ab. Für Heiterkeit sorgte jedoch Lenz Glashauser, „Rentner im Unruhestand“, als er sich das Wort partout nicht verbieten ließ und wetterte: „Artikel 14 des Grundgesetzes sagt: Eigentum verpflichtet zum Gemeinwohl.“ Sonja Gündüz