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Archiv-Artikel

Kritik unerwünscht

Der dänische Zivilverwalter für den Südirak muss gehen – offenbar wegen unliebsamer Äußerungen

KOPENHAGEN taz ■ Nach nur zweieinhalb Monaten verlässt Ole Wøhlers Olsen, dänischer „Zivilverwalter“ für den Südirak mit Sitz in Basra, seinen Posten. Diesen überraschenden Beschluss gab Olsen am Montag auf einer Pressekonferenz in Kopenhagen bekannt. Der 61-jährige Diplomat kehrt auf seinen Botschaftsposten in Syrien zurück – offiziell wegen einer bevorstehenden Umstrukturierung der Verwaltung des Iraks. Statt wie bisher in vier Regionen wollen die USA und Großbritannien das Land wieder in 18 Provinzen einteilen, wie zu Vorkriegszeiten.

Für Olsen ist damit, wie er ohne nähere Begründung ausführte, kein Platz mehr. „Ich hätte dort gerne weitergearbeitet und wollte faktisch auch gerade zurückkehren“, teilte er der Presse mit. Dies macht klar, dass er seinen Posten unfreiwillig verlässt und er von dieser Entscheidung Washingtons und Londons während eines Kurzurlaubs in Dänemark überrascht wurde.

Es ist kein Geheimnis, dass der dänische Verwalter von Basra der USA-geführten Interims-Zentralverwaltung CPA gegenüber kritisch eingestellt war. Olsen beklagte sich öffentlich über ausbleibende Hilfe und Inkompetenz der CPA. Der Diplomat, der fließend Arabisch spricht und von Anfang an Kontakt mit der Bevölkerung suchte, musste erleben, dass er nicht die nötigen Hilfsmittel erhielt, um auch nur die Grundversorgung der EinwohnerInnen von Basra mit Wasser und Strom sicherzustellen.

Militärisch gilt Basra als relativ „ruhig“, es gibt wenige Angriffe auf die Besatzungsarmee. Trotzdem hat sich die Sicherheitslage laut Olsen stetig verschlechtert. Dänischen Medien gegenüber berichtete er von einer Ausbreitung der Kriminalität, der er mangels Personal hilflos gegenüberstehe. Olsen wird nun ersetzt durch den Briten Sir Hillary Synnott, den derzeitigen Botschafter Londons in Pakistan. Dänemark hat aber angekündigt, sein Engagement im Südirak trotz Olsens Ablösung zu verstärken. Man werde Polizei- und Justizpersonal nach Basra senden, um den örtlichen Behörden beim Aufbau eines Rechtsapparats zu helfen.

REINHARD WOLFF