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Archiv-Artikel

Ruhrunis schrecken Ausländer ab

Die Zahl der ausländischen Studierenden an den Ruhrunis schrumpft rasant. Das liegt daran, dass die Unis ihnen für Deutschkurse und -prüfungen tief in Taschen greifen, glauben die ASten

von MIRIAM BUNJES

Etwa 4.500 Studierende aus aller Welt lernten bislang an der Ruhruniversität Bochum. Im kommenden Semester werden es nur noch halb so viele sein, die Zahl der Bewerbungen ist drastisch eingebrochen. „Ausländer und Ausländerinnen werden in Nordrhein-Westfalen und insbesondere im Ruhrgebiet abgezockt“, sagt der AStA-Vorsitzende Jonas Spiegel. „Kein Wunder, dass sie woanders hingehen.“

In der Kritik stehen diesmal nicht die Studiengebühren. Auf jeden Fall nicht nur. Wer ohne deutschen Schulabschluss im Ruhrgebiet studieren will, muss auch ohne Studiengebühr tief ins Portemonaie greifen, kritisieren die Studierendenvertretungen. Denn vor Studienantritt müssen AusländerInnen eine wichtige Hürde nehmen: Die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH). Und die kostet seit neuestem überall im Ruhrgebiet 110 Euro. „Die DSH ist eine Universitätsprüfung, dafür dürfen die Universitäten nicht die Hand aufhalten“, sagt Uwe Jakomeit vom Bochumer Studierendenverein Interculturas. „Andere Prüfungen kosten ja auch nichts. Da wird doch ausgenutzt, dass sich die ausländischen Studierenden im deutschen Rechtssystem nicht auskennen.“

Die Rechtsgrundlage für die neue Prüfungskosten ist tatsächlich umstritten. „Die Universität darf keine Prüfungsgebühren nehmen“, sagt Ole Lünnemann, Sprecher der Universität Dortmund. „Das machen wir auch bei unseren ausländischen Studierenden nicht.“ 110 Euro zahlen die Dortmunder Prüflinge aber trotzdem seit einem Semester – allerdings an einen eigens gegründeten Verein. „Die Uni Dortmund hat also offiziell gar nichts mehr mit der Sprachprüfung zu tun“, sagt Lünnemann. „Und bei dem Verein müssen sie für Anmeldung und Verwaltungsaufwand eben Geld bezahlen.“ Auch die Gesamthochschule Duisburg-Essen hat diese – vorsichtige – Lösung gewählt. Ulrike Schneider vom Dezernat für Internationale Angelegenheiten der Uni Bochum ist sich jedoch sicher: „Das ist eine privatrechtliche Angelegenheit, die jede Universität selbst entscheiden kann. Wir sind nicht verpflichtet, die Prüfung überhaupt anzubieten. Und für eine freiwillige Leistung dürfen wir auch Geld nehmen.“

Das nehmen die Hochschulen im Ruhrgebiet inzwischen auch für die Vorbereitung auf die Sprachprüfung. 1250 Euro kostet der ursprünglich kostenlose Deutsch-Sprachkurs an der Bochumer Uni inzwischen, in Essen, Duisburg und Dortmund bezahlen die Studierenden 400 Euro. „Und nur mit so einem Unitest kann man die DSH sicher bestehen“, sagt Salih Kilic vom AstA Dortmund. „Die privaten Anbieter bereiten die Studierenden nur schlecht auf die Prüfung vor.“ Und wer mehr als dreimal durch die Prüfung rasselt, wird aus Deutschland ausgewiesen, informieren die Ausländerbehörden.

Die ASten der Ruhrgebietsunis wollen gemeinsam bei den Hochschulverwaltungen Druck gegen die Zusatzkosten ihrer ausländischen KommilitonInnen machen. Erfolglos, glaubt Thomas Breustedt, Sprecher des Bildungsministeriums. Spätestens die Hochschulgesetzesnovelle, die zurzeit im Landtag diskutiert wird, gebe den Unis das Recht, für Zusatzleistungen Gebühren zu erheben. Ausländische Studierende würde das nicht abschrecken. „In den USA kostet ein Studium noch mehr Geld. Die Ausländer kommen trotzdem.“