: Bagdad sagt Nein
Iraks Regierung lehnt Entsendung von Soldaten aus Nachbarländern ab. US-Soldat angeblich geköpft
BAGDAD ap/afp/dpa/taz ■ Die irakische Interimsregierung hat ein Angebot Jordaniens abgelehnt, auf Wunsch Truppen in das Nachbarland zu schicken. Hintergrund der Ablehnung sind Befürchtungen, Länder wie Iran oder die Türkei könnten im Irak ihre eigenen Interessen verfolgen. Die arabische Zeitung Al-Hayat schrieb am Sonntag, sowohl Ministerpräsident Ajad Allawi als auch die schiitischen und kurdischen Regierungsmitglieder seien gegen jede Stationierung arabischer Soldaten, da sie eine Verschiebung des Kräfteverhältnisses zugunsten der Sunniten im Irak befürchteten.
Jordanien hatte am Freitag als erster arabischer Staat die Entsendung von Soldaten angeboten. Seither haben Ägypten, Jemen und die Vereinigten Arabischen Emirate Unterstützung beim Aufbau eines Sicherheitsrates und der Armee in Aussicht gestellt. Der Golfstaat Bahrain schlug Hilfe bei der Überwachung irakischer Hoheitsgewässer und der Ausbildung von Marineinfanteristen vor; der Jemen machte eine Truppenentsendung von einem Abzug der US-geführten Koalitionstruppen abhängig. Ein Einsatz von Soldaten aus arabischen Staaten im Irak dürfte bei weiten Teilen der Bevölkerung dieser Länder ausgesprochen unpopulär sein.
Die irakische Regierung warf am Wochenende Nachbarstaaten vor, Aufständische zu unterstützen. Bagdad werde mit Hilfe des Geheimdienstes nachweisen, dass irakische Rebellen Hilfe aus Nachbarstaaten erhielten, sagte Außenminister Hoschiar Sebari der Zeitung Sunday Telegraph. Namen wollte er keine nennen; die Zeitung zitierte „hochrangige irakische Beamte“, wonach Syrien und Iran gemeint seien. „Die Aufständischen erhalten finanzielle und logistische Hilfe sowie Training von staatlichen Stellen aus Nachbarländern“, sagte Sebari. Gleichzeitig schlug Sebari Nachbarländern vor, mit Soldaten die UN-Missionen in Irak zu schützen. Dies werde jedoch noch untersucht, sagte er am Samstag. Iran kündigte gestern an, Expräsident Saddam Hussein wegen des Irankrieges 1980 bis 1988 und des Einsatzes von Chemiewaffen zu verklagen.
Die Entführer eines US-Soldaten erklärten nach eigenen Angaben, sie hätten ihr Opfer getötet. Wassef Ali Hassoun sei geköpft worden, teilte die mutmaßlich mit al-Qaida in Verbindung stehende Gruppe Ansar al-Sunna am Samstag im Internet mit. Die US-Armee bestätigte den Tod zunächst nicht. Hassoun wurde seit 21. Juni bei Falludscha vermisst. In dem Internet-Text wurden Bilder der Enthauptung angekündigt. Auch werde in Kürze ein weiteres Videoband von der Ergreifung eines „weiteren Ungläubigen“ veröffentlicht.