lexikon der globalisierung
: Was bedeutet denn eigentlich Effizienz?

Der Begriff Effizienz bedeutet den sparsamen Einsatz vorhandener Ressourcen. Effizienz wird in der Regel als Mittel verstanden, ein gegebenes Ziel mit möglichst geringem Aufwand zu erfüllen oder mit einem gegebenen Aufwand möglichst viel zu erreichen.

In der vorherrschenden mikroökonomischen Theorie (Neoklassik) erhält Effizienz ihre Bedeutung im Zusammenhang mit Knappheit. Ausgehend von der Diskrepanz zwischen als unendlich angenommenen Bedürfnissen und demgegenüber knappen Gütermengen bezeichnet Effizienz kein Mittel, sondern das Ziel, mit gegebenen Ressourcen ein maximales Ergebnis zu erzielen.

Ökonomische Effizienz geht von rational handelnden Individuen aus, die ihren Nutzen beziehungsweise Gewinn maximieren wollen. Die individuellen Optimierungsstrategien finden ihren gesamtwirtschaftlichen Ausgleich über den Markt unter Bedingungen vollständiger Konkurrenz.

Wenn der Zustand eintritt, dass durch weiteren Tausch kein Tauschpartner besser gestellt würde, ohne dass ein anderer sich verschlechterte, ist ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht erreicht im Sinne einer optimalen Ressourcenallokation. Dieses hat nichts mit einer gerechten Güterverteilung zu tun. Auch die ökologischen und sozialen Kosten des Wirtschaftens werden nicht berücksichtigt. Diese ökonomische Effizienz hat somit keine soziale oder ökologische Dimension und ist kurzfristig ausgerichtet.

Umso problematischer muss die neoliberale Strategie eingestuft werden, Effizienz zum alleinigen Maßstab von Politikgestaltung zu machen. Ob Studiengebühren, größere Schulklassen oder knapp kalkulierte Zeitvorgaben in der Altenpflege – als gute Politik gilt immer, was weniger kostet.

Doch auch der aus dem ökologischen Diskurs stammende Begriff der Öko-Effizienz, der rein quantitativ auf die Reduzierung der Ressourcenmenge zielt, greift zu kurz. Er reflektiert weder Lebensstile und Bedürfnisse – wie es Suffizienzstrategien tun, die auch fragen, ob wir etwa das entsprechende Produkt gerade überhaupt brauchen – noch die Verträglichkeit mit den Regenerationsprozessen der Natur, welche im Zentrum von Konsistenzstrategien stehen.

Letztere verweisen darauf, dass der Effizienzbegriff für den dauerhaften Erhalt der Produktivität der Arbeitenden wie auch der ökologischen Natur nicht ausreicht. ADELHEID BIESECKER

DANIELA GOTTSCHLICH

Das Lexikon entsteht in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat von Attac und erscheint jeden Montag