Länder verschnupft: Vorerst keine Elite-Unis

Zusatzbudget von 1,9 Milliarden Euro für Unis kommt zunächst nicht. Auslandsakademiker warnen vor Totalabsage

BERLIN taz/dpa ■ Die Bundesländer wollen nicht. Heute sollte eigentlich der Vertrag über das Eliteprogramm in der Bund-Länder-Kommission für Forschungsförderung perfekt gemacht werden. Doch die Unions-Ministerpräsidenten haben das Projekt in eine andere Kommission befördert – die Föderalismus-Kommission. Damit liegt das von den Universitäten so sehnsüchtig erwartete und von der Wissenschaftsszene bereits als Trendwende begrüßte Sonderbudget von insgesamt 1,9 Milliarden Euro auf Eis.

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat die Union deswegen gestern aufgefordert, ihre Blockadehaltung aufzugeben. Das Förderprogramm dürfe nicht „an parteitaktischen Spielchen“ scheitern, sagte Bulmahn. „Jede weitere Verzögerung schadet unseren Hochschulen in Deutschland.“

Wissenschaftsminister von Bund und Ländern hatten sich bereits bis ins Detail über das Extraprogramm für Spitzenhochschulen geeinigt. Danach sollte es neue, moderne Doktorandenkollegs geben, es sollten so genannte Exzellenzcluster gefördert werden und zusätzlich sollte der Bund an eine Hand voll Spitzenunis Extramittel als Elite-Zuschuss überweisen. Von den 1,9 Milliarden Euro will der Bund 75 Prozent übernehmen, die anderen 25 Prozent zahlen die Länder. Das Geld ist bereits im Bundeshaushalt eingeplant.

Dass das Projekt nun in der Föderalismus-Kommission beraten wird, bedeutet praktisch sein Aus. Die Kommission legt ihre Vorschläge frühestens Ende des Jahres vor. Sollten die Länder mit ihrer Auffassung Erfolg haben, würden sie beinahe vollständig für Bildung und Forschung zuständig sein. 1,9 Milliarden Euro zusätzlich könnten sie jedoch nie aus eigener Tasche aufbringen.

Bei einer Tagung der Außenstellenleiter des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) wurde das Moratorium des Eliteprogrammes bedauert. „Es wäre sehr hilfreich gewesen, Universitäten als Ganzes zu fördern“, sagte der Vertreter des DAAD in Neu-Delhi, Ulrich Podewils. Eine der ersten Fragen interessierter indischer Studenten sei stets die nach der besten Universität.

Die DAAD-Repräsentanten aus den wichtigsten Ländern hatten das Eliteprogramm zuvor nachdrücklich begrüßt. „Ja, endlich“, sagte die Londoner DAAD-Chefin Nina Lemmens. Der Pekinger Austauschdienstler Thomas Schmidt-Dörr meinte, „das Programm ist gut und zu begrüßen“. Wie sein Kollege aus Indien, Podewils, meinte er, es sei überfällig gewesen, „in Deutschland endlich anzuerkennen, dass es ausgewiesene Exzellenz-Universitäten geben muss“.

Der Auslandsakademiker aus Mexiko, Arnold Spitta, begründete den Marketingvorteil von Spitzenhochschulen: „Wenn man weiß, dass zehn Hochschulen einen Elitezuschlag bekommen, dann kann man damit viel besser erstklassige Studenten anwerben.“ Der Akademische Austauschdienst ist die Organisation, die versucht, die Lücken an hoch begabten Studierenden vor allem für Ingenieursstudiengänge und Informatikprogramme in Deutschland zu schließen.

Der Pariser Vertreter des DAAD, Stephan Geifes, berichtete, die französischen Forscher hätten voller Interesse beobachtet, dass ihr östlicher Nachbar Deutschland deutlich mehr Geld für Bildung und speziell für die Hochschulforschung ausgeben wolle. CHRISTIAN FÜLLER