soundtrack :
Never change a running system. Im Hause Kommando Sonne-nmlich setzt man auf Beständigkeit. „Scheisse nicht schon wieder Bernsteinfabrik“ heißt das neue Werk, das nahtlos an „Jamaica“ aus dem letzten Jahr anschließt. Sogar die Besetzung ist dieselbe geblieben. Achtmal wird ausdrücklich mit „Schrotpatronen auf Insekten“ geschossen, aber zugleich gefragt, was Schrotflinten überhaupt bedeuten, wenn man Angeln bevorzugt. Und wenn zentrale Themen wie „Geiztherapeuten“, tote Spinnen, Dienstage oder „Hummelhoden“ auf Rachut’sche Weise verhandelt werden, bleibt kein Arm ohne Gänsehaut und kein Rücken ohne Schauer. Aber weil das Kommando beim „Friday Night Antifroster, Teil II“ spielt, ist versprochen, dass zumindest das Eis schmilzt. Auch wenn’s eisig kalt bleibt. Warm wird man auf jeden Fall beim Chemnitz/Amsterdamer Duo Dyse: textlich nicht weniger grotesk, rhythmisch um einiges vertrackter, gesanglich angemessen schräg, aber immer noch eingängiger als diese anstrengenden Mike-Patton-Projekte. Aus Dresden stoßen noch die Deutschpunker Total Konfus dazu und zum ersten Mal ist in Deutschland DJ Enkel „Ruv“ Makreel aus Togo zu hören. Der kennt Punk nur über Kurzwelle und beschallt die Fabrik mit alten Tonbandaufnahmen. Fr, 6. 2., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36 Auch die Levellers sind ja immer schon ein bisschen Punk gewesen. Jedenfalls hat meine damalige Freundin bei deren Konzert im Stadtpark das erste Mal Stagediving gemacht. Überraschenderweise gibt es die gesellschaftskritischen Indie-Folk-Rocker, die damals alle da abgeholt hat, wo „New Model Army“ sie gelassen hat, immer noch. Was vermutlich daran liegt, dass die sieben Briten mit dem charakteristischen Didgeridoo-Spieler und dem Geiger mit den Wursthaaren „Mode und andere Trends ignoriert und dabei neben ihnen bestanden“ haben. 20 Jahre lang. Respekt. Fr, 6. 2., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 ROBERT MATTHIES